Freiheit und inneres Glück können selbst da gefunden werden, wo man sie am wenigsten für möglich hält – und die Buddha-Natur wohnt auch denjenigen inne, die am Rande der Gesellschaft stehen.
Stell dir vor, alle Gefängnisinsassen sind Buddha, und da ist einer, der das erkennt. Cuong Lu ist so einer. Immer wieder brachte der buddhistische Gefängnispfarrer bei seiner Arbeit die Insassen schneller in Kontakt mit ihrer Buddha-Natur als solche Menschen, deren Leben glatt verläuft. Hier kannst auch du von seinen verblüffenden Einsichten lesen.
Cuong Lu, in Vietnam geboren, ist ein ehemaliger Gefängniskaplan, der in holländischen Vollzugsanstalten arbeitete. Vielleicht sollte ich Cuong Lu besser als „Buddha“ vorstellen. So wurde er von den Gefangenen genannt, mit denen er entweder in Gruppen meditierte oder die er einzeln begleitete. Es waren Menschen, die wegen Mordes, Raubmordes oder Überfällen für viele Jahre hinter Gittern saßen. Menschen, die weggesperrt wurden, weil sie aufgrund ihrer Sozialisation nie etwas anderes kennengelernt hatten als Einsamkeit, Brutalität, Gewalt oder Ablehnung.
Aber noch einmal zurück zu Cuong Lu. Er kam 1968 in Vietnam zur Welt, floh mit Tausenden anderen Menschen aus seinem Heimatland. Als er elf Jahre alt war, kam er in die Niederlande, die seine neue Heimat wurden. Im Jahr 1987 begegnete er zum ersten Mal Thich Nhat Hanh und war vom ersten Moment an zutiefst von dessen Präsenz berührt. Er wollte genau wie Thich Nhat Hanh Mönch werden und genauso wie sein Vorbild von Frieden erfüllt sein. Lu ging nach Plum Village und lebte ganze sechzehn Jahre in der Sangha von Thay, wie der vietnamesische Buddhist von seinen Schülern genannt wird. Danach kehrte er nach Holland zurück. Er hatte die Erlaubnis erhalten, die Lehre des Buddha weiterzugeben, und tat dies während seiner langjährigen Tätigkeit als einer der ersten buddhistischen Gefängnis-Geistlichen.
Der Dharma (oder Pali: Dhamma), Buddhas Lehre des Erwachens, bietet uns einen Schlüssel zu unserer Selbstbefreiung, ob wir nun von Gefängniswänden oder vom beengten Raum unserer Anschauungen eingeschlossen sind.
Mit verletzten Seelen arbeiten
In den Vollzugsanstalten arbeitete er mit Schwerverbrechern. Und das tat er mit einem offenen Herzen und in tiefer Gegenwärtigkeit. Er meditierte mit ihnen und betrachtete diese Männer nicht als Mörder, Dealer oder Schwerverbrecher. Stattdessen schaute er hinter ihre Fassaden […]