Jeder kennt ihn. Alle lieben ihn: den indischen Elefantengott Ganesha. Er ist einer der wichtigsten und populärsten Gottheiten, der in Indien an fast jeder Straßenecke verehrt wird. Und bei uns in fast jedem Yogastudio oder Hausaltar einen Platz hat. Geliebt wird er, weil er als naschhafter, gütiger, freundlicher und humorvoller, schelmischer Gott betrachtet wird, der gerne Streiche spielt.
Unter welchen Namen ist Ganesha noch bekannt?
Ganesha ist auch bekannt unter den Namen:
- Ganapati („Gebieter der Herden“),
- Vinayaka („Entferner, Beseitiger“ – gemeint ist Beseitiger der Hindernisse),
- Vighnesha („Herr der Hindernisse“),
- Vighnantaka („Zerstörer der Hindernisse“),
- Varada („der Wohltaten Schenkende“),
- Siddhita („der, der Erfolg schenkt“).
Hindus, Buddhisten und Jains verehren ihn genauso wie Menschen, die sich keiner bestimmten Religion zugehörig fühlen. Alle erhoffen sich von ihm Wohlstand und Glück.
Wissenswertes über den Elefantengott
Der Gott mit dem Elefantengesicht gilt als Sohn von Parvati, der Muttergöttin und Göttin der Nahrung, und Shiva, dem Gott der Zerstörung. Sein Kopf zeichnet sich durch den abgebrochenen Stoßzahn aus. Normalerweise stehen zwei Stoßzähne für die Gegensätze wie Tag und Nacht, Gut und Böse, Freud und Leid. Da er nur einen Zahn besitzt, ist dies ein Anzeichen dafür, dass Ganesha die Dualität überwunden hat. Ganesha besitzt auch überdimensional große Ohren und einen sehr großen Kopf. Diese stehen für die höchste Weisheit, die durch das genaue Hören und den scharfen Verstand erworben worden sind. Der Rüssel steht für seinen Intellekt, durch den er in der Lage ist, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden. Diese Fähigkeit ist ebenfalls ein Kennzeichen höchster Weisheit.
Wodurch zeichnet sich Ganesha aus?
Sein Körper wiederum ist menschlich: Die Statur und der dicke Bauch gleichen dem Körper eines Mannes, wohin gegen die Beine einem Kind zugeordnet werden. Der Bauch wird gerne als ein Symbol der Vollkommenheit gedeutet. Er ist in der Lage, alle Erfahrungen zu konsumieren und zu transzendieren. Seine Augen sind klein, haben aber dafür einen sehr durchdringenden Blick. Sie sind in der Lage, alles klar zu analysieren und trotzdem das Göttliche in allem zu erkennen, was sie sehen. Um seinen Bauch trägt er eine Schlange, die ihm Kraft und Energie schenkt.
Er hat vier Arme, in deren Händen er eine Lotosblume, eine Süßigkeit, eine Axt und ein Fangseil hält. Die vier Arme des Elefantengottes symbolisieren die vier Anteile des feinstofflichen Körpers:
- Bewusstsein
- Ego
- Intellekt
- Geist
Aber auch bei Ganesha variieren die Darstellungen je nach Künstler und Region. In manchen Darstellungen hat eine Hand ein Mudra eingenommen. Ein ständiger Begleiter Ganeshas ist eine Ratte, die ihm als Reittier dient. Dieser Begleiter symbolisiert die Klugheit. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass der Elefantengott die weltlichen Bedürfnisse hinter sich gelassen hat. Seine ganze Gestalt stellt einen vollendeten Menschen dar, der seinen materiellen Körper und sein Denken und Fühlen, um die grenzenlose Wahrheit zu übermitteln.
Der Gott des Anfangs
Der Elefantengott wird als Gott des Anfangs, des Glücks und des Erfolgs bezeichnet. Deshalb wird er sehr gerne zu Beginn unterschiedlichster Rituale oder Zeremonien angerufen und verehrt. Wird Ganesha zu Beginn einer Ehe, eines Unternehmens oder einer Festlichkeit angerufen, dann ist diese von Erfolg gekrönt. Hochzeitseinladungen werden zum Beispiel gerne mit einem Emblem verschickt, auf dem Ganesha zu sehen ist. Man ist sich sicher, dass seine Anrufung mögliche Probleme entfernt. Genauso macht man die Entstehung neuer Probleme dafür verantwortlich, wenn er nicht bei einem Anfang berücksichtigt wurde.
Die Mythen um den Elefantenkopf
Der Mythos um Ganesha Geburt wird unterschiedlich ausgelegt. Eine verbreitete Version ist, dass Parvati, seine Mutter und die Frau Shivas, eine längere Zeit allein war. Sie sorgte selbst dafür, einen Sohn zu bekommen. Als sie ein Bad nahm, formte sie aus Lehm einen Jungen, übergoss ihn mit Wasser aus dem Ganges und mit Salben und Ölen.
Seine Aufgabe bestand darin, vor dem Badezimmer zu wachen. Zu jener Zeit hatte er noch einen menschlichen Körper. Als Shiva nach Hause kam, stellte sich Ganesha dem Gott der Zerstörung in den Weg, ohne zu wissen, wer er ist. Shiva war so wütend, dass er Ganesha den Kopf abschlug. Parvati war so traurig über den Tod ihres Sohnes, dass Shiva seiner Gemahlin versprach, ihn wieder zum Leben zu erwecken. Dafür würde er ihm den Kopf des ersten Lebewesens aufsetzen, das ihm begegnen würde. Es war ein Elefant. Shiva schlug ihm den Kopf ab und setzte ihn auf Ganeshas Körper. Damit erweckte ihn nicht nur zum Leben, sondern erkannte ihn auch als seinen Sohn an. Shiva ernannte ihn dann zum obersten Führer seiner Armeen und teilte allen anderen Göttern mit, dass Ganesha fortan angebetet werden sollte.
Übungen, um dich mit dem Elefantengott zu verbinden
Wenn auch du Ganesha anbeten möchtest, empfiehlt es sich, regelmäßig das Ganesha-Mantra zu rezitieren oder dich mit dem Muladhara-Chakra zu verbinden. Anbei zwei Übungen für dich:
Atemübung zur Aktivierung des Wurzelchakras
Du liegst entspannt auf dem Rücken. Ziehe nun beide Beine an und umfasse die Knie mit beiden Händen. Ziehe die Beine möglichst nah zur Brust. Hebe gleichzeitig den Kopf und versuche, deine Stirn so nah wie möglich an die Knie zu bringen. Versuche, in dieser Stellung siebenmal ein- und auszuatmen. Anfangs ist diese Stellung vielleicht etwas ungewohnt und es wird vielleicht etwas Übung erfordern, bis du sieben Mal hintereinander einatmen kannst. Sollte es dir zu Beginn Schwierigkeiten bereiten, dann atme so oft wie möglich ein und aus, mache eine kurze Pause und wiederhole die Übung dann so lange, bis du die sieben Atemzüge vollzogen hast. Konzentriere dich bei der Übung auf das Wurzelchakra am unteren Ende des Steißbeins.
Das Ganesha Mantra:
„Ich besitze die Kraft, alle Hindernisse zu überwinden.“
„Ich werde mein Vorhaben jetzt beginnen und alle Hindernisse überwinden.“
Oder du sagst oder chantest: Om Gam Ganapataye Namah, Om Gam Ganapataye Namah, Om Gam Ganapataye Namah.
Das Ganesha-Mudra verleiht dir noch zusätzliche Kraft:
Die rechte Hand liegt auf deinem Oberschenkel. Der Handrücken ruht auf dem Bein. Die Finger zeigen nach oben. Du verhakst dann mit der linken Hand die Finger in die rechte Hand und greifst die Finger ineinander. So als wolltest du mit der ganzen Hand Fingerhackeln machen. Dann sagst du dir: „Ich besitze die Kraft, alle Hindernisse zu überwinden.“
GaneshaQualitäten: Gott der Erneuerung, des Reichtums, des Gelingens, des Segens und der Ausdauer |
Quellen:
Axel Michaels: Der Hinduismus – Geschichte und Gegenwart. C.H. Beck, München 1998, 2. Auflage 2012
Anneliese und Peter Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus. DuMont Verlag, Köln 1983, 2. Auflage 1986