Geshe Michael Roach und Christie McNally über den Sprung vom Kloster ins Wirtschaftsleben, den Sinn von Ritualen und die „Hammer-Methode“ des Yoga
Er verbrachte mehrere Jahre in einem buddhistischen Kloster, wurde Mönch, leitete in den 80-er Jahren in New York City eine auf Diamantenhandel spezialisierte Firma mit 100 Mio US-$ Jahresumsatz, gründete u.a. die Diamond Mountain University, das Enlightened Business Institute und das Yoga Studies Institute in Arizona. In Deutschland erschienen drei seiner Bücher: eins über Ethik in der Wirtschaft und die Vereinbarkeit von Spiritualität und materiellem Erfolg, eins über Karma, Leiden und Mitgefühl aus Sicht des tibetischen Buddhismus und eins über den tibetischen Yoga des Herzens: Michael Roach erhielt als erster US-Amerikaner den Geshe-Titel, d.h. er ist ein anerkannter Gelehrter des tibetischen Buddhismus. Seine Begleiterin Christie McNally ist Mitautorin von „Der tibetische Yoga des Herzens“ und Mitbegründerin des Yoga Studies Institute.
YOGA AKTUELL: Wie geht das zusammen, Yogi, buddhistischer Mönch, Diamantenhändler und erfolgreicher Geschäftsmann zu sein?
Geshe Michael Roach: Ich begann als Mönch. Irgendwann drängte mich mein Lehrer Khen Rinpoche, hinaus ins Wirtschaftsleben zu gehen. Er sagte: „Dort wirst du das Leiden verstehen. Momentan verstehst du die Menschen nicht und ebensowenig, in welcher Weise mit ihnen zu reden ist.“ Immer wieder fragte er mich, wann ich anfangen würde, draußen zu arbeiten. Und ich sagte jedes Mal: „Nein, nein.“ Auf diese Weise kämpfte ich zwei Jahre lang mit meinem Lama. Jetzt bin ich froh und dankbar, dass er mich gedrängt hat.
Als ich dann mit der Arbeit begann, wurde alles, was ich tat, besser. Ich verstand die normalen Menschen, verstand ihre Probleme. Es ist eine Situation wie in einem Labor. All die Dinge, die negative Gefühle verursachen, sind plötzlich da. Du bist eifersüchtig, du wirst wütend, du hast Wünsche und es gibt viele schöne Frauen im Diamantengeschäft. Du bist all dem, was negative Gedanken hervorruft, ausgesetzt. Doch in diesem Labor kannst du an dir arbeiten. Solange du nur in deiner Zelle im Kloster bist, bekommst du nicht mit, was wirklich gut für dich ist.
Und Yoga stand im Kloster nicht auf dem Lehrplan?
Geshe Michael Roach: Yoga wurde in diesem Kloster nur an weit fortgeschrittene Mönche weiter gegeben. Nach zwanzig Jahren war es dann ein große Sache, dass […]