Atmung und Gehirn: über die Wissenschaft des Swara-Yoga, der im Westen bislang kaum bekannt ist
Im Swara-Yoga stehen der alternierende Atemfluss in den beiden Nasenlöchern und die Verbindung des Atems mit dem Gehirn im Vordergrund. Die aus dem Tantrismus stammende Yogatechnik lehrt, dass der Atem nicht gleichmäßig durch beide Nasenlöcher fließt, sondern in bestimmten Abständen wechselt, normalerweise in einem Rhythmus von 60 bis 90 Minuten. Dieser Rhythmus steht im Zusammenhang mit den verschiedenen Mondphasen und den Planetenkonstellationen. Der Atemfluss ist direkt verbunden mit den Nadis (Kanälen) Ida und Pingala, die dem lunaren und dem solaren Prinzip entsprechen und mit den beiden Gehirnhemisphären verbunden sind. Fließt der Atem durch das linke Nasenloch, wird die rechte Gehirnhälfte aktiviert; fließt er durch das rechte Nasenloch, wird die linke Gehirnhemisphäre aktiviert. Durch das bewusste Lenken des Atems durch eines der beiden Nasenlöcher kann ein Swara-Yogi unmittelbar auf Körper und Psyche einwirken und damit konkrete Veränderungen erzielen. Die entsprechenden Techniken waren ursprünglich geheim und wurden nur an fortgeschrittene Yogis weitergegeben. Heute sind sie für jeden zugänglich, der diese hochentwickelte Wissenschaft vom Atem erlernen möchte.
Achtsames Gewahrsein
Aufmerksames Beobachten des Atems bei allem, was man tut, ist oberstes Gebot des Swara-Yoga. Und natürlich muss man wissen, wie die verschiedenen Atemrhythmen im Alltag sinnvoll eingesetzt werden können. Hat man es sich zur Gewohnheit gemacht, den Atemfluss in den Nasenlöchern wahrzunehmen, und kennt man zudem die entsprechenden Zuordnungen, wird man schnell bemerken, wie exakt diese Wissenschaft ist.
Die Weisheit des Swara-Yoga ist indirekt sogar im Volksmund überliefert. Hat jemand schlechte Laune, wird das gern damit erklärt, dass die betreffende Person mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Im Lichte des Swara-Yoga ergibt das einen Sinn. Er lehrt nämlich, dass man beim Aufstehen zuerst den Fuß auf den Boden stellen soll, der dem momentanen Atemfluss entspricht. Fließt der Atem beim Aufwachen durch das rechte Nasenloch, sollte man mit dem rechten Fuß aufstehen. Steht man nämlich mit dem linken zuerst auf, erzeugt das eine Disharmonie, und der Tag wird entsprechend verlaufen. Steht man also mit dem richtigen Fuß auf, gelingt alles viel leichter. Die verfeinerte Wahrnehmung, die durch das Praktizieren von Swara-Yoga entsteht, kann in jedem Lebensbereich angewendet werden.
Den Tag perfekt beginnen
Prüfen Sie direkt nach dem Aufwachen, durch welches […]