Eckhart Tolle revisited: Wie kann uns seine Lehre in diesen schwierigen Zeiten ganz konkret und praktisch helfen?
Er gilt als einer der bedeutendsten und bekanntesten Weisheitslehrer unserer Zeit: Der aus Lünen in Westfalen stammende und seit gut zwanzig Jahren in der Nähe von Vancouver/Kanada lebende Eckhart Tolle. In einem kurzen Satz zusammengefasst lautet sein Rat: „Sei gegenwärtig, präsent, jetzt!“
Laut Eckhart Tolle gibt es verschiedene Tore oder Portale zum Bewusstsein bzw. zur unpersönlichen Präsenz. Nach innen zu spüren, ist der Hauptschlüssel. Wenn man tiefer in die unangenehmen Empfindungen des Schmerzkörpers geht, dann wird zunehmend eine Leichtigkeit spürbar, die nicht von dieser Welt ist.
Was uns davon abhält, sind vor allem unsere Gedanken. Wir haben sicherlich schon oft versucht, sie zu stoppen, sei es durch stilles Sitzen, durch Yoga oder durch Sport. Nicht von ungefähr beginnt Patanjali sein Yoga-Sutra mit der Definition: yogash chitta-vrtti-nirodhah – „Yoga ist jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen.“ (Yoga-Sutra, I.2, Übersetzung zitiert nach Bettina Bäumer / P. Y. Deshpande: Die Wurzeln des Yoga, Otto Wilhelm Barth Verlag)
Dabei geht es nicht darum, das Denken grundsätzlich zu vermeiden. Es ist eine wunderbare menschliche Fähigkeit, Fragen zu stellen, zu reflektieren, Probleme durch Überlegungen zu lösen. Und dass unser Geist oder Verstand fast dauernd in Bewegung ist, beim Essen ganz besonders, stört uns normalerweise nicht. Doch manchmal werden die Gedanken und Emotionen zur Qual. Wenn wir uns Sorgen machen, wenn wir wütend, beschämt oder eifersüchtig sind und bestimmte Gespräche unablässig in unserem Kopf kreisen, dann sehnen wir uns nach innerer Stille, oder wenigstens nach einer kurzen Pause.
Der einfachste und wirksamste Weg ist, die Energie und Aufmerksamkeit vom Kopf in den Bauch zu lenken. Dort sitzt der Auslöser und Motor der Gedankenplage. Sich auf das Empfinden im Bauch zu konzentrieren, erfordert keine Vorbereitungszeit. Das geht sofort. Doch es fühlt sich im ersten Moment nicht gut an. Die Aufgabe besteht darin, dort wenigstens einige Minuten so achtsam und ruhig wie möglich zu bleiben. Die Gedanken werden nachlassen.
Um die unangenehmen Emotionen wirklich zulassen zu können, darf ich sie nicht verdrängen, sondern muss bereit sein, sie zu spüren.
Der Schmerzkörper
Laut Eckhart Tolle ist es der Verstand, der alles daran setzt, um […]