Gurdjieff Movements sind Tänze, die über die physische Bewegung hinauswirken und einen magischen Code beinhalten, der die Türen zur vollkommenen Wahrheit öffnet. YOGA-AKTUELL-Autorin Nina Schweser erlernte die heiligen Tänze, die den Tanzenden in Einklang mit den Kräften des Universums bringen und die Grenzen des fragmentierten „Ich“ durchbrechen
Die „Gurdjieff Movements“ sind Tanzformen, die der bekannte Mystiker Georges I. Gurdjieff (1866–1949) in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kreierte. Sie lehren den Tänzer, durch Übung einer besonderen inneren Achtsamkeit die eigene Identität zu erfahren und über die Fassade der Persönlichkeit hinauszuwachsen. Gurdjieff galt als großer Kritiker des modernen Menschen, der seiner Auffassung nach in einer Art Tiefschlaf durchs Leben wandelt, gesteuert von Automatismen, Programmierungen und unbewussten Verhaltensweisen. Um diese zu durchbrechen und der göttlichen Wahrheit näherzukommen, müssen laut Gurdjieff die drei Zentren – das Denken, das Fühlen und die Bewegung des Körpers – in Balance sein und harmonisch zusammenwirken. Durch die Kraft der Movements, die auf mehreren Dimensionen wirkt, kann der Mensch sein wahres Potenzial entwickeln und die innere Präsenz erleben – das absolute Sein.
Indien. Nach einer beschwerlichen Anreise, die eine gefühlte Ewigkeit gedauert hat, komme ich am Ziel an – einem Hotel am höchsten Punkt des Himalaya. Der Druck auf den Ohren ist stark, als ich die Terrasse des Hotels betrete, auf der wir die Tänze ausüben werden. Zum ersten Mal wird mir die Schönheit dieses Ortes bewusst. Der Lärm, der Dreck, die Hektik, die ich auf der Reise erlebt habe, scheinen in einer anderen Realität zu existieren. Hier blicke ich auf das weite Tal, einen plätschernden Wasserfall, die majestätischen Berge, die Vögel, die durch die Luft gleiten, und auf die tibetischen Flaggen in den Bäumen, die durch den Wind bewegt werden. Was für ein schönes Vorbild dieser Tanz der Natur ist – so einheitlich, friedvoll und melodisch.
Schritt 1: Aus der Illusion erwachen
Der nächste Tag. Erneut betrete ich die Terrasse, doch statt des friedvollen Gefühls vom Vortag spüre ich Aufregung. Meine Gedanken kreisen darum, was beim Kurs für die Gurdjieff Movements auf mich zukommen mag. Mittlerweile sind um die zwanzig Teilnehmer aus verschiedenen Ländern vor Ort – aus Indien, Russland, Japan, Argentinien, Australien und Italien. Es gibt zwei Kursleiter, Chetan und Amiyo, wobei schnell deutlich wird, […]