Nie ist sie nicht. Nur bleibt sie häufig unbemerkt,
während ich mich nach ihr sehne und sie doch nicht aufsuche.
Ihre Abwesenheit beklage, statt einfach still zu werden.
Nie ist sie abwesend in mir, im tiefen Seelengrund mein Boden.
Die Stille.
Wie ein riesiger, tiefer, blauer See, kühl und dunkel.
Eintauchen in sie – gnadenvollstes Wohlsein,
wenn es gelingt, die Furcht, in der Leere zu ertrinken, hinter mir zu lassen.
Die rastlose Suche meiner Vorstellung von Stille aufzugeben
und hinabzusinken auf den Grund des Sees.
Das Gewebe der Zeit dehnt sich aus.
Der Geist ruht, und ich gehe ein in die Unendlichkeit meiner Essenz.
Verweile in der Allverbundenheit, im heiligen Urzustand der Nicht-Getrenntheit.
In die Stille, in der meine Seele sich öffnet wie eine Nachtblume.
Von Blicken unbemerkt im köstlichen Gesang des Kosmos tanzt.
Vertrauend und lauschend im kühlen Blau schwebt –
alle Sinne geöffnet – um sich schließlich leise auf den Grund zu legen,
angeschmiegt an die Weite des Da-Seins, alles vergessend.
In der Stille mir begegnen.
Welch Innigkeit ist mein Geschenk an mich.
Und wie flüchtig oft ihr Gesang, wenn ich nur allzu bald
im Strudel der Zeit mich verfange und wieder auftauche.
Aus lauter Gewohnheit
vergesse, was mich fand, und wieder anfange zu suchen, im Widerstand bin.
Den Mut verliere, einfach zu blühen, ohne etwas zu wollen.
Es liegt wohl einzig an mir, ob ich mich weiterhin in der Suche nach der Stille verirre,
ihr nachjage in meinen Vorstellungen von ihr oder ob ich mich immer öfter mit ihr vertraut mache. Mich finden lasse von ihr, die sie leise und sicher in mir wohnt.
Mich finden lasse von meiner Essenz, nach der ich mich so sehr sehne …
Es liegt wohl an mir, ob ich den Mut habe, mich hinzugeben
an diese Weite in mir, die mich auch ängstigt.
Ob ich mich dafür öffne, nicht mehr selbst zu atmen,
sondern mich atmen zu lassen von der Welt.
Am tiefen Grund mich einlasse auf mich, egal wann, egal wo.
Dem Widerstreben nicht nachgebe …
Nie ist sie nicht in mir,
die Stille,
und ihr Gesang allgegenwärtig.