Genussvoll in den Apfel beißen und wissen, woher der Apfel kommt – Slow Food verbindet Genuss mit Bewusstheit.
Mindestens dreimal am Tag, bei jeder Mahlzeit, treffen wir eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen. Von welchem Feld kommt das Gemüse, das wir essen? Von welcher Kuh die Milch, die wir trinken? Wie hat das Tier gelebt, dessen Fleisch wir konsumieren? Es erfordert ein gewisses Maß an Bewusstheit, sich diese Fragen zu stellen, wahre Antworten zu finden und mit den Konsequenzen zu leben. Möglicherweise müssen wir dafür Bequemlichkeiten aufgeben und unser Konsumverhalten ändern. „Wenn wir an unser Essen bewusst herangehen, können wir es nicht aus dem Kontext gerissen betrachten“, sagt Mariusz Rybak von Slow Food Deutschland e.V. „Denn es ist tatsächlich untrennbar mit Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Wissen, Landwirtschaft, Gesundheit und Umwelt verknüpft.“
Slow Foodist eine internationale Bewegung, die sich für eine lebendige und nachhaltige Kultur des Essens und Trinkens einsetzt. Sie wurde als Gegenbewegung zu Fastfood 1986 von dem Italiener Carlo Petrini ins Leben gerufen und nahm ihren Anfang in einer Protestaktion gegen die Eröffnung einer McDonald’s-Filiale an der spanischen Treppe in Rom. Drei Jahre später wurde Slow Food offiziell gegründet. Zuerst beschäftigte man sich mit gutem Wein und gepflegtem Essen, doch für den Slow-Food-Präsidenten Carlo Petrini ging es bald um viel mehr: bewusstes Genießen und gesunde Ernährung. Das Netzwerk, das etwa 100.000 eingetragene Mitglieder zählt und in 170 Ländern verankert ist, verbindet heute Millionen von Menschen weltweit, die sich aus Überzeugung und Leidenschaft für gutes, sauberes und faires Essen engagieren. Im Jahr 2004 wurde „Terra Madre“ als offenes Netzwerk für eine lokale Wirtschaft durch Slow Food initiiert. Seither kommen alle zwei Jahre seine Vertreter – Bauern, Fischer und Lebensmittelhandwerker, Köche, Bildungseinrichtungen, NGOs und Vereine – zur Terra-Madre-Konferenz in Italien zusammen, um ihre Ideen und Erfahrungen auszutauschen. Carlo Petrini, der als charismatischer Kopf und Redner gilt, hat die Slow-Food-Bewegung immer wieder politisiert und zuletzt vor allem das Afrika-Engagement vorangetrieben. Der 65-jährige lebt immer noch im italienischen Bra, wo die Organisation Slow Food auch ihren Sitz hat. |
Eine Gegenbewegung zum Fastfood-Hype
Über tausende von Jahren hatte Ernährung einen hohen Wert und war etwas Heiliges. Das Kochen und […]