Gabriela Bozic, Mitgründerin der Münchner Jivamukti-Zentren, über mehr Rücksicht auf das Weibliche im Hatha Yoga, Engagement durch Verbundenheit und gute Vibes statt missionarischen Eifer
Yoga Aktuell: Wie ist deine Begeisterung für Yoga entstanden?
Gabriela Bozic: Sie kommt wohl daher, dass mir schon meine ersten Yogastunden etwas gegeben haben, wonach ich anscheinend so durstig war. Sie haben eine Sehnsucht in mir gestillt. Es war das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte, dass mir nichts fehlt. Das war ein Gefühl, das nichts zuvor mir hatte geben können – weder Sport noch ein Mann oder z.B. mein Studium. Und ich glaube, dieses Gefühl ist es auch, was mich immer wieder erneut motiviert, weiterhin dabei zu bleiben. Hinzu kommt, dass ich mich schon als junges Mädchen für die östlichen Weisheitslehren interessiert habe, insbesondere für die indischen. Ich fühlte mich sehr früh von der indischen Weltanschauung angezogen und noch früher, als ich ein kleines Mädchen war, habe ich indische Märchenprinzessin gespielt.
Y.A.: Was genau ist dieses Andere, dieses Gefühl, dass nichts fehlt?
G.B.: In diesem Augenblick bin ich ganz, es könnte nicht besser werden. Ich denke, viele Schüler erfahren das, z.B. in Savasana oder in der Meditation oder auch beim Singen. Du singst und singst und singst und da ist so eine Fülle. Man braucht nichtmals mehr ein I-Tüpfelchen, es fehlt einfach nichts. Da ist kein Gedanke wie „Und jetzt vielleicht noch ein Eis. Oder ein Kaffee. Oder ein Kuss“.
Y.A.: In deiner Stunde, an der wir heute teilgenommen haben, galt es insbesondere weibliche Qualitäten zu entwickeln. Ist dieser Aspekt, das Weibliche im Yoga, etwas, das dir besonders am Herzen liegt?
G.B.: Wir leben in einer Welt, die von männlichen oder Yang-Qualitäten dominiert ist. Aktivität, Aggressivität, analytisches Denken, Dominieren und Kontrollieren scheinen in der heutigen Gesellschaft erstrebenswerte Qualitäten zu sein. Die weiblichen oder Yin-Qualitäten wie Geduld, Emotionalität, Rezeptivität, Mitgefühl und Hingabe kommen viel zu kurz in unserem Leben. Sie werden sogar als Weiberkram, etwas Romantisches oder Unbedeutendes abgetan. Unter diesem Ungleichgewicht leidet insbesondere eine Frau: die große Mutter Natur. Aus übermäßiger Gier und Aktivität verschwenden wir die Rohstoffe der Erde, verschmutzen unsere Umwelt und wenn man sich die Massentierhaltung anschaut, haben wir total den Respekt vor unseren Mitgeschöpfen verloren. Wir müssen ganz bald umdenken, wenn […]