Mit den Füßen im Gras und dem freien Himmel über dem Kopf spüren wir intuitiv, dass wir Teil eines großen, lebendigen Netzwerks sind. Deshalb lohnt es sich, das Meditationskissen öfter gegen einen warmen Stein oder ein weiches Moosbett auszutauschen.
Seit jeher meditiert der Mensch in der Natur. Zunächst, weil er in ihr und mit ihr lebte. Später – als er längst sesshaft geworden war und sich Häuser, Klöster und Kirchen gebaut hatte –, weil er intuitiv spürte, dass er dort draußen leichter mit etwas in Kontakt kommt, was über ihn hinaus geht und mit dem er zutiefst verbunden ist.
Bis heute zieht es uns hinaus – in die Wälder, auf die Berge, zu den Flüssen und Seen. Dort bekommen wir Abstand zu unterem Alltag, können die Perspektive wechseln und anders auf unsere Sorgen blicken. Wir nehmen wahr, dass alles unaufhörlich dahinfließt, sich verändert und bewegt. Wir erfahren Weite, Ruhe, Größe, Schönheit, Lebenskraft, Harmonie und auch Vergänglichkeit.
Ganz natürlich achtsam sein
Zwischen Pflanzen, Tieren, Himmel und Erde fällt es uns leichter, zur Ruhe zu kommen, die Gedanken zu ordnen und uns wieder im Hier und Jetzt zu verankern. „Die Natur lockt unsere Aufmerksamkeit durch vielfältige Sinnesreize in die Gegenwart“, weiß Naturtherapeutin und Achtsamkeitslehrerin Sandra Knümann. „Wir können z.B. das Wetter, die Geräusche oder die Zeichen der Jahreszeit beobachten und ihre Wirkung auf uns selbst wahrnehmen. Das schafft eine Verbundenheit mit der Natur, die uns wieder daran erinnert, dass auch wir selbst Naturwesen sind. Wir erleben uns nicht länger isoliert und abgeschnitten, sondern fühlen uns gut aufgehoben und eingebunden – ein grundlegender Faktor für seelisches Wohlbefinden.“
Doch diese Erfahrung wird nur möglich, wenn wir uns der Natur mit einer inneren Haltung nähern, die wir vielleicht schon verlernt haben: absichtslos. Nicht, um fitter zu werden oder etwas zu erleben, uns zu erholen oder etwas zu erreichen. Nur weil wir draußen unterwegs sind, sind wir noch nicht mit der Natur in Kontakt. Schon gar nicht, wenn wir sie nur als hübsche Kulisse oder als Abenteuerspielplatz für sportliche Leistungen betrachten. Wenn wir uns der Natur achtsam nähern möchten, dann tun wir das mit einem weiten Herzen und einem offenen Geist. Wir konsumieren sie nicht, sondern erlauben uns, sie unmittelbar […]