Eine Körperhaltung dem Buddha widmen: Wahres Glück liegt in der Loslösung von der Form
Als Prinz geboren, genoss der junge Siddhartha allen Luxus, den man sich in der damaligen Zeit nur vorstellen konnte. Sein Vater errichtete ihm im Palast eine Welt, in der es nur Reichtum, Überfluss, Jugend und Schönheit gab. Krankheit, Armut, Elend oder gar der Tod wurden vom Prinzensohn ferngehalten. So wuchs Siddhartha sorglos und behütet auf.
Die Vier Edlen Wahrheiten – auf dem Weg zum Buddha
Doch im Alter von 29 Jahren hat er der Überlieferung nach erstmals die Scheinwelt seines Palastes verlassen. Die Alltagsrealität außerhalb der Mauern muss ihn wie ein Schlag in das Gesicht getroffen haben. „Leiden ist die Realität!“, rief er gemäß der Legende entsetzt beim Anblick eines Sterbenden aus. Der Satz ging als erste der Vier Edlen Wahrheiten in die Grundlage seiner späteren Lehre als Buddha ein.
Diese Erfahrung veränderte das Leben des Königssohns grundlegend. Er wollte nun nicht länger in seiner von Luxus geprägten Welt bleiben. Er verließ den Palast und begab sich in die Lehre von Weisen. Leiden hat eine Ursache (Zweite Edle Wahrheit), so erkannte Buddha schließlich. Es basiert auf dem Versuch, unser Glück im Äußeren zu finden und zu bewahren. Die Welt jedoch befindet sich in stetem Wandel. Alles, was wir an Materie aufbauen oder festhalten, wird vergehen. Es rinnt wie Sand zwischen unseren Fingern hindurch.
Über der Dritten Edlen Wahrheit, Leiden hat einen Ausweg, soll Siddhartha zum Buddha (Sanskrit: budh = erwachen, wachen, erkennen) erwacht sein. Er sah nun, wie konsequentes Nichtanhaften an die wandelbare Welt den Lebenskampf von Grund auf beendet. Wer vom Nichtanhaften vollkommen durchdrungen ist, der erkennt nach der Vierten Edlen Wahrheit: Leiden ist nicht existent!
Die Vier Edlen Wahrheiten wurden, auch außerhalb des Buddhismus, zu einem Fundament auf dem spirituellen Weg. So fanden sie auch ihren Weg in das Yoga-Sutra von Patanjali:
pariṇāma tāpa saṁskāra duḥkhair-guṇa-vṛtti-virodhācca duḥkham-eva sarvaṁ vivekinaḥ (YS 2.15)
Festhalten an Vergehendem (Parinama), Ersehnen von Unerreichbarem (Tapa) und unsere Vorprägungen (Sanskara) sind mit Leiden (Duhkha) behaftet. Schon (ca) die Spannung (Virodha) in dem steten Wandel (Vrtti) der Grundeigenschaften dieser Welt (Guna) ist mit Leiden behaftet. Wahrlich (eva), für den mit Unterscheidungskraft (Vivekina) ausgestatteten Menschen ist das Leiden (Duhkha) allgegenwärtig (sarva).
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