Warum wir mehr Umarmungen brauchen: Eine achtsame Umarmung schenkt Trost, beruhigt und regt die Ausschüttung von Glückshormonen an. Eine Ermutigung zu heilsamer Berührung.
Berührung berührt – egal, ob es eine Umarmung, ein einfühlsamer Assist im Yogaunterricht oder eine wohltuende Massage ist. Wenn wir achtsam berührt werden, atmet die Seele auf, und der Körper entspannt sich.
Leider ist achtsame Berührung heutzutage ein knappes Gut geworden. Auf digitaler Ebene sind wir stärker miteinander vernetzt denn je. Gleichzeitig fehlt vielen Menschen die urmenschliche und heilsame Erfahrung, sich durch Berührung angenommen, gehalten und geliebt zu fühlen. Wir berühren häufiger die Bildschirme unserer Smartphones und Computer, als andere Menschen zu halten, eine tröstende Hand zu reichen oder eine Umarmung zu schenken. Seelische Krankheiten wie Burn-out, Depressionen und Vereinsamung sind zu Volkskrankheiten geworden, unter denen Millionen Menschen leiden. Dabei ist die Lösung für die Krankheit der Seele sehr einfach. Sie lautet: achtsame Berührung.
Die Kraft der Umarmung
Eine lange Umarmung ist vielleicht eines der einfachsten Mittel, um liebevolle Berührung zu schenken. Von der bekannten Familientherapeutin Virgina Satir stammt das Zitat: „Wir benötigen pro Tag vier Umarmungen zum Überleben. Wir benötigen pro Tag acht Umarmungen zum Leben. Wir benötigen pro Tag zwölf Umarmungen zum Wachstum.“
Ich mag die Idee dahinter, wobei es meiner Meinung nach mehr auf Qualität statt auf Quantität ankommt. Eine einzige achtsame und lang gehaltene Umarmung kann uns für den ganzen Tag lang energetisieren. Eine solch „magische“ Umarmung durfte ich vor über zehn Jahren von einer Frau empfangen, die man, ohne zu übertreiben, als Profi auf diesem Gebiet betrachten könnte. Die Inderin Mata Amritanandamayi, kurz Amma genannt, hat in ihrem Leben schon mehr als 30 Millionen Menschen umarmt. An einem Wochenende allein umarmt sie mehrere Tausend, und die Menschen pilgern aus aller Welt zu ihr und nehmen zum Teil mehrere Stunden Wartezeit in Kauf, um im Darshan eine ihrer begehrten Umarmungen zu empfangen. Das Besondere an Ammas Umarmung: Während der kompletten Zeit ist sie vollkommen präsent. Sie denkt weder daran, was sie als Nächstes tun wird, noch ist ihre Berührung mechanisch, weil sie trotz der Häufigkeit, mit der sie umarmt, niemals in einen Modus der Unachtsamkeit verfällt oder geistig „abschaltet“.
Ein natürliches Heilmittel
Lange Umarmungen, wie Amma sie gibt, sind deshalb so heilsam, weil unser Körper erst nach 20–30 Sekunden beginnt, Oxytocin auszuschütten. Dieses Ruhe-Hormon wird mit Gefühlen wie Ruhe, Liebe und Vertrauen in Verbindung gebracht. Durch seine beruhigende Wirkung ist Oxytocin […]