Vom Ego zur Essenz: Mit dem Enneagramm Fixierungen erkennen und zum wahren Selbst vordringen
Was ist eigentlich ein Enneagramm und wie wird es auf dem spirituellen Weg eingesetzt? YOGA AKTUELL hat sich für Sie über die hilfreichen Symbole schlau gemacht.
Das Enneagramm ist ein universales Symbol, das der Selbsterkenntnis dient. Es besteht aus einem Kreis, einem Dreieck und einem Sechseck. Der Kreis stellt den Lauf der Zeit und die funktionale Welt dar, das Sechseck steht für die inneren Prozesse, das Dreieck repräsentiert den bewussten Willen. Die neun Punkte des Enneagramms stellen die Beschränkungen des Egos dar, die uns in unserer Ego-Struktur gefangen halten. Durch das Erkennen der eigenen Fixierung lernt man seinen ganz persönlichen „Kerker“ kennen, in dem die Seele gefangen ist. Das Enneagramm zeigt, wie der Yoga-Weg auf, wie man diesen Kerker verlassen kann.
Woher genau das Enneagramm stammt, ist unbekannt. Man spricht sowohl von griechischen, jüdischen, altbabylonischen als auch altägyptischen Quellen. Auch der alte Sufi-Orden der „Naqshbandis“, eine mystische Strömung im Islam, soll mit dem Enneagramm gearbeitet haben. In den Westen kam diese alte Weisheitslehre durch den aus dem Kaukasus stammenden spirituellen Lehrer G. I. Gurdjieff (1866-1949), der es in seiner Transformationsschule des „Vierten Weges“ einsetzte, um die Menschen aus ihrem Schlafzustand aufzurütteln. Viele bekannte Persönlichkeiten suchten damals Gurdjieffs „Institut zur harmonischen Entwicklung des Menschen“ in der Nähe von Paris auf. Darunter P. D. Ouspenksy (1878-1947), der das geheime Wissen des Enneagramms 1949 durch die Veröffentlichung seines Buches Auf der Suche nach dem Wunderbaren einem größeren Kreis zugänglich machte. Auch die Schriftsteller John G. Benett und der Pianist Thomas de Hartmann gehörten zu Gurdjieffs Schülern. Gemeinsam mit de Hartmann komponierte Gurdjieff die so genannten „Sacred Dances“, die er später auch choreografisch umsetzte. 1984 erlebte das Enneagramm eine Renaissance durch nordamerikanische Jesuiten, die durch den chilenischen Psychotherapeuten und Psychiater Claudio Naranjo mit der Weisheit des Enneagramms in Kontakt gekommen waren. Damit hielt das Enneagramm auch Einzug in die humanistische Psychologie, wo es noch heute seine Anwendung findet und zur Entwicklung der Persönlichkeit eingesetzt wird. Doch die eigentliche Botschaft des Enneagramms ist die „heilige Arbeit“ wie Gurdjieff es nannte. Es geht also nicht darum, die Persönlichkeit zu entwickeln, sondern darum, über die Persönlichkeit hinauszugehen und zum Erwachen zu gelangen.
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