Yoga tut gut, diese Aussage trifft in aller Regel zu. Aber kann Yoga auch bei psychischen Erkrankungen wie Burn-out und Borderline helfen oder gar heilen? Wie ist es um die Wirksamkeit bei Menschen mit Psychosen und Persönlichkeitsstörungen bestellt?
Auf Initiative des Heiligenfelder Facharztes für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Dr. Joachim Galuska brachte im Juni 2010 eine Gruppe leitender Ärzte und Wissenschaftler in einem Aufruf ihre persönliche Erschütterung über die psychosoziale Lage in Deutschland zum Ausdruck. Inzwischen unterstützen über 2400 Fachleute aus dem Bereich der Behandlung und der Begleitung psychosozialer und seelischer Probleme die Initiative. Es ist eine Reaktion darauf, dass in allen gesellschaftlichen Bereichen, allen Altersgruppen, bei beiden Geschlechtern, in allen Schichten und in allen Nationen wachsenden Wohlstands seelische Erkrankungen deutlich zunehmen. Dr. Galuska berichtet von „immer mehr Menschen, die wir psychisch stützen müssen und die uns belasten“. Was rasant und alarmierend zunimmt, sind psychische Erkrankungen wie Burn-out (eine spezielle Form der Depression) und gravierende Persönlichkeitsstörungen wie beispielsweise Borderline.
Jeder, der einen Betroffenen kennt, weiß, was eine solche Psychose für die Erkrankten selbst und was sie für deren persönliches Umfeld bedeutet: Viele Affekte, Forderungen, Vorwürfe und intensive Vereinnahmung sowie das Bemühen, dies jeweils schnell zu kompensieren. Dass sich Yoga auf Spannungszustände und Stimmungsschwankungen positiv auswirkt, vor allem ausgleichend und Spannungen lösend, ist den meisten bewusst. Doch ist vielen nicht klar, dass auch eine intensive und regelmäßige Yogapraxis sowie eine entsprechende Lebensweise keineswegs gravierende psychische Probleme beheben können.
Bei einer dem Autor bekannten Betroffenen wurde Yoga zu einem festen Bestandteil des Alltags. Es gab Yogaübungen bei ihr zu Hause, es wurden Yogakurse und Workshops besucht, und sie begann eine Ausbildung zur Yogalehrerin für Kinderyoga. Ein schnell sichtbarer positiver Effekt war der temporäre Abbau von Stress und Anspannung und ein deutlich besseres Schlafverhalten. Die körperliche Betätigung und das Praktizieren von Yoga als Entspannungstechnik durch eine anstrengende Übungspraxis wirkten sich jeweils ebenso positiv aus wie Joggen und Aerobic. Doch an der Persönlichkeitsstörung und dem intervallmäßig auftretenden psychotischen Verhalten änderte sich leider kaum etwas. Ein möglicher Grund dafür ist ein grundlegender Mangel an innerer Verankerung. Dies führt dazu, dass die Borderline-Persönlichkeit den eigenen Lebensstil stets sehr eng an die Lebensweise eines anderen Menschen anpasst, was zu einer Schein-Identität führt. Mit dem jeweiligen Beziehungspartner […]