Diesmal: Das Licht der Bewusstheit – der Weg zum kristallenen Geist.
In der letzten Folge haben wir begonnen, uns mit Buddhi zu beschäftigen, die wir auch den inneren Aspekt des Geistes nannten – in Abgrenzung von Manas, dem äußeren Aspekt. Ein ganz wesentlicher Punkt, der Buddhi und Manas unterscheidet, ist dieser: Wo für Manas der Zweifel charakteristisch ist, da ist Buddhi jene Instanz, die Entscheidungen trifft. Manas, wo Wahrnehmungen, Gefühle und Gedanken auftreten, pendelt zwischen den Optionen. Buddhi will wissen. Und entscheiden.
Zur ethischen Dimension der Reinigung des Geistes Das Bewusstsein (Chitta) wird ruhig, wenn wir eine innere Haltung kultivieren, die sich dem Glück anderer freundlich zugewandt zeigt und von Mitgefühl für leidende Wesen geprägt ist; eine Haltung, die ehrliche Freude über Gutes zum Ausdruck bringt und von Gelassenheit gegenüber dem Negativen zeugt. (Sutra 1.33) |
Wichtig zu verstehen ist, dass Buddhi sich entwickeln kann und auch muss, wenn wir persönlich und spirituell reifen wollen. Wir können Yoga sogar eine Philosophie und Praxis nennen, deren Hauptanliegen es ist, Buddhi zu klären und sie immer stärker als tragende Qualität in unserem Leben wirken zu lassen. Anders gesagt: Yoga will, dass wir uns von der Automatik, der Manas und das Ego folgen, lösen und immer mehr vom Licht der Bewusstheit auf unser Denken, Fühlen, Sprechen und Tun richten.
Für diese Idee der Reinigung Buddhis verwendet Patanjali im ersten Kapitel des Yogasutra ein wunderschönes Bild: Er spricht davon, den Geist so klar wie einen Kristall zu machen, damit wir die Wirklichkeit – und damit auch uns selbst – in ihrer reinen Soheit erfahren können. Was ist eine Blume jenseits unserer Vorstellungen, Ideen und Meinungen und unabhängig von unserer begrenzten sinnlichen Wahrnehmung? „Eine Rose ist eine Rose!“, würde der Zen-Mönch sagen: Sie ist einfach. Um den kristallenen Geist also geht es im Yoga – ein Bild übrigens, das auch in anderen spirituellen Traditionen benutzt wurde, so zum Beispiel in der christlichen Mystik.
Das Bild vom kristallenen Geist So wie ein reiner Kristall die Farben und Formen des Objektes annimmt, das neben ihn gelegt wird, nimmt das Bewusstsein (Chitta), dessen Regungen fast ganz zur Ruhe gekommen sind, die Qualitäten jedes beobachteten Objektes an, so dass der Beobachter, das beobachtete Objekt und der Prozess des Beobachtens eins werden: Dieser Zustand der Verschmelzung heißt Samapatti (Samadhi): das Zusammenfallen. (Sutra 1.41) |
Kaivalya: der Zustand jenseits der Gunas
Die Yogaphilosophie spricht […]