Ist Sadhana immer nur zuträglich? – Gefahren, die drohen, wenn yogische Praktiken nicht korrekt ausgeübt werden.
So meidet denn jeder Kundige das Übermaß und den Mangel und sucht und wählt die Mitte.
Aristoteles
Nachdem wir uns in den ersten drei Teilen dieser Serie mit den verschiedenen Aspekten der Sadhana, dem yogischen Lebensstil sowie den Merkmalen einer wirkungsvollen Praxis beschäftigt haben, geht es nun um die Risiken, die mit einer spirituellen Praxis verbunden sein können. Risiken!? Ja, Risiken, denn Sadhana ist eine alles transformierende Praxis, die jede Zelle unseres Körpers erneuern und uns letztendlich „den Kopf abschlagen“1 kann –zumindest, wenn wir sie aufrichtig und korrekt ausüben.
Daher können wir die spirituelle Praxis auch mit einer Medizin vergleichen. Nehmen wir sie richtig dosiert und passend zu den Krankheitssymptomen ein, dann kann sie uns wunderbar heilen. Nehmen wir sie falsch dosiert oder kontraindiziert ein, bringt sie entweder nichts oder führt zur Verschlimmerung der Symptome, und im Extremfall sogar zum Tod. Dessen sollten wir uns bewusst sein, wenn wir den spirituellen Weg ernsthaft beschreiten möchten – nicht, um Angst zu bekommen, sondern damit wir gut vorbereitet sind. In diesem Artikel werden wir also gängige körperliche und geistige Risiken der Sadhana besprechen, sowie Wege, um sie zu vermeiden.
Übersteigerter Ehrgeiz
Es ist nützlich, wenn wir unsere Praxis ernst nehmen und einen gewissen Ehrgeiz haben. Ohne Eifer werden wir es kaum auf die Matte schaffen und auch nicht inspiriert sein, uns weiterzuentwickeln. Bei einigen Menschen, insbesondere Personen mit einer Pitta-Konstitution, ist dieser Ehrgeiz allerdings zu stark ausgeprägt und artet somit schnell in Wettbewerb und Selbstüberforderung aus. Um der oder die „Beste“ zu sein oder so schnell wie möglich zum selbst gesteckten „Ziel“ zu gelangen, überschreiten diese Menschen oft die Signale ihres Körpers. Das kann im Bereich der Asanas zu Verletzungen führen und im Bereich der subtileren Praktiken zu anderen Problemen.
Ein Bekannter von mir beispielsweise bekam von seinem Guru ein Mantra, von dem er täglich eine gewisse Anzahl an Wiederholungen praktizieren sollte. Der Schüler war sehr ambitioniert und dachte sich, dass er, wenn er das Mantra doppelt so oft rezitierte wie angewiesen, dann vielleicht auch […]