Er gehört zu den ältesten Gottheiten und bildet zusammen mit Vayu und Agni eine sogenannte Trimurti, eine Göttertriade. Die drei spielten in der Zeit der Veden eine zentrale Rolle als Gottheiten und wurden dort in zahlreichen Ritualen verehrt. Als wohltätiger Gott kann Indra uns heute helfen, durch schwierige Zeiten zu kommen.
Im Zeitalter der Veden
Während der Zeit der Veden lebten die Menschen noch im sehr engen Verbund mit der Natur. Auch wenn die Götter als menschliche Erscheinungen auftraten, so repräsentierten sie primär Erscheinungen der Natur. Als Gott der Fruchtbarkeit zeigte Indra sich im Sturm, im Gewitter und im Regen. Er genoss als „König der Götter“ eine besondere Stellung und galt auch als „Gott der Krieger“. Er wurde so sehr verehrt, dass ihm im Rg-Veda mehr als 250 Hymnen gewidmet wurden.
Die Eltern des großen vedischen Gottes sind Dyaus, der Himmel, und Prthivi, die Erde. Indrani, die Göttin der Eifersucht, ist die Frau von Indra. Surya und Agni, der Gott der Sonne und der Gott des Feuers, sind seine Brüder. So wie alle Götter in Indien ist auch Indra unter verschiedenen Namen bekannt. Unter anderem als Meghavahana, der Reiter der Wolken, oder als Svargapati, der Herr des Himmels.
Wie wird Indra dargestellt?
Auf Abbildungen begegnet uns Indra gerne als ein großer Gott in goldener Farbe. Gold steht für Reinheit und Unvergänglichkeit. Es spiegelt so die wesentlichen Eigenschaften dieser Erscheinung wider. Weiter weist Gold auch auf Licht und Erleuchtung hin. Unterwegs ist Indra in einem goldenen Streitwagen oder er reitet auf dem Rücken von Airavata, dem weißen, heiligen Elefanten.
Indra wird auch gerne mit einem dicken Bauch gezeigt, was seine Vorliebe für sinnliche Freuden zum Ausdruck bringen soll. Auf seine immense Fruchtbarkeit weisen seine hundert Hoden hin. Galt er doch immer als Gott der Schöpferkraft und der grenzenlosen Vitalität.
Indra hat vier Arme, in denen er einen Vajra hält. Vajra wird mit „mächtig“ oder „hart“ übersetzt und symbolisiert eine unzerstörbare Waffe. Ein Vajra kann aber auch als Zepter eingesetzt werden. Des Weiteren hält er einen Bogen, einen Speer und ein Netz in der Hand.
Indra wird auch gerne mit einem Regenbogen abgebildet. Der ist häufig auch identisch mit dem Bogen in seiner Hand. Dieser symbolisiert die Brücke, die die Welt der Menschen mit denen der Götter verbindet. Die sieben Farben des Regenbogens stehen symbolisch für die sieben Schleier der Maya, der Illusion. Sie hindern uns daran, das Wesentliche, die Wahrheit zu erkennen. Wenn wir uns mit Indra verbinden, kann er uns helfen, die Illusionen zu durchschauen.
Indra: ein Gott mit Schwächen und Stärken
Wie alle Götter, so ist auch Indra ein Gott mit vielen verschiedenen Facetten: Dies soll uns immer daran erinnern, dass in jedem alle Facetten des Seins vorhanden sind. Die Bemühungen, nur gut und heilig zu sein, sind deshalb für uns Menschen schier unerreichbar. Dadurch zeigen sich auch Götter immer wieder zutiefst menschlich. Vielleicht können auch wir es so formulieren, dass wir wie auch die Götter Schwächen und Stärken besitzen.
Indra zeichnet sich durch seine enorme Vitalität aus. Und genau mit dieser Omnipotenz sollten wir uns in Zeiten großer Herausforderungen verbinden. Im Rg-Veda heißt es sogar, dass ohne Indra kein Sieg gewonnen werden kann. Indra stellt sich allen Herausforderungen. Er weicht nicht aus, sondern mit seinen Insignien – dem Bogen, Speer und Vajra – macht er deutlich, dass er jederzeit bereit ist, zu kämpfen.
Indra gilt schlechthin als Gott des Krieges: Er ist ein tapferer Held, der mutig und stolz gegen die Asuras, die Feinde der Gottheiten, ankämpft. Was Kriege betrifft, so symbolisieren Kriegsschauplätze gerne die Kriege, die wir im Innern gegen uns selbst führen. Und so sollten wir immer als Erstes einen Blick nach innen werfen, was uns wütend, zornig, eifersüchtig oder neidisch macht, um diese Aspekte in uns selbst zu erlösen.
Omnipotenz und schöpferisches Potenzial
Seine Omnipotenz bringt Indra aber nicht nur auf dem Kriegsfeld zum Einsatz: Er liebt amouröse Abenteuer genauso wie gutes Essen. Und nimmt auch gerne in großen Mengen den berauschenden Göttertrunk Soma zu sich, der das Bewusstsein transzendieren kann.
All die verschiedenen Aspekte Indras bringen das umfassende schöpferische Potenzial der Natur zum Ausdruck: Fruchtbarkeit, Sinnlichkeit, Kreativität, Mut. Aber auch Produktivität und Schaffensfreude sind wesentliche Elemente der Natur. Wenn wir uns die Natur mit ihrer enorm großen Vielfalt, Schönheit, Kraft und Kreativität anschauen, begegnen wir Indra.
Meditation mit Indra: Verbinde dich mit dem Element Wasser
Wenn du dich mehr mit dem Gott Indra verbinden möchtest, dann kannst du dies über das Element Wasser tun. Wasser ist weich, nachgiebig und hat trotzdem eine enorme Kraft: „Steter Tropfen höhlt den Stein“ heißt es nicht umsonst und macht deutlich, welche Kraft diesem Element innewohnt.
Um die Verbindung über das Wasser mit Indra zu stärken, ist es empfehlenswert, dieses Element tatsächlich vor dir zu haben. So kannst du entweder direkt an einem Fluss, einem See oder am Meer meditieren. Oder aber du stellst an deinem Hausaltar eine kleine Schale mit Wasser auf.
Das Mantra, dass Indra zugeordnet wird, ist Om Indraya Namaha. Dieses Mantra kannst du chanten, wenn du an einem Fluss sitzt und du dich mit dem Gott der Schöpferkraft verbinden möchtest.
Indra und der Erzengel Michael
Sukadev Bretz und andere Experten der indischen Religion gehen davon aus, dass es sich bei den beiden Gottheiten um eine Erscheinung handelt. So kannst du auch auf den Erzengel Michael meditieren, der den Drachen besiegt hat. Der Drachen kann sinnbildlich für unsere eigenen Süchte und jene Aspekte betrachtet werden, die es uns schwer machen, in unserer Mitte zu bleiben und unsere spirituelle Praxis aufrecht zu erhalten. Wenn du dich mit dem Mut dieser beiden Gestalten verbindest und deinen eigenen Süchten ins Gesicht schaust, wirst du auch Wege finden, sie zu überwinden. Dadurch wird dir die kreative und schöpferische Energie Indras zur Verfügung stehen und dich darin unterstützen, eigene Visionen umzusetzen. Nur Mut!
IndraMerkmale: Kreativität, Lebensfreude, Entschlossenheit, Mut. |
Zum Weiterlesen:
Heinrich Zimmer: Philosophie und Religion Indiens. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. 1973