Warum Sie mit diesem Pranayama zu den Gewinnern gehören. Was bewirkt Ujjayi und wie führt man es aus?
Ujjayi heißt übersetzt »siegen«, bzw. »siegreich sein«, bzw. »sich durch Eroberung zu eigen machen«. Im Deutschen wird Ujjayi meist als »Die Atmung mit dem Reibelaut« bezeichnet. Damit wird genau das beschrieben, was auch geschieht: man atmet so durch die Nase ein und aus, dass ein reibender Ton entsteht. Wie er entsteht, das werden wir später genauer betrachten.
Ujjayi ist das erste Pranayama, das wir in dem Quellentext Hatha-Yoga-Pradipika ausgeführt finden. Davor stehen zwar noch Kapalabhati – »das Schädelleuchten« und Nadi Shodhana – »die Reinigung der Nadis« (besser bekannt unter der Bezeichnung »Wechselatmung«), aber diese beiden Atemformen ordnet der Text den Reinigungsübungen (kriyas) zu. Da Ujjayi damit gewissermaßen das Üben der Pranayamas einleitet, kann es als eine der Basis-Übungen des Hatha-Yoga angesehen werden.
Die gängige Übungspraxis
Neben der Wechselatmung ist Ujjayi wahrscheinlich das am meisten geübte Pranayama, denn in den meisten modernen Yogarichtungen wie Jivamukti, Asthanga, Power und allem, was sich daraus in der letzten Zeit entwickelt hat, wird während des Übens fast durchgängig mit Ujjayi geatmet. Jedes Mal jedoch, wenn ich selber an einer solchen Klasse gastweise mitmachte, drängte sich mir die Ahnung auf, dass die Teilnehmer niemals systematisch und gründlich dieses Pranayama gelernt haben. Denn in den meisten Fällen wurde viel zu heftig, zu tief und vor allem viel zu laut mit Ujjayi geatmet und häufig hörte ich nicht nur laute Reibegeräusche, sondern vielmehr ein dem Schnarchen ähnliches Rasseln. Das gerade aber soll »die siegreiche Atmung« nicht sein, denn ihr Name weist darauf hin, dass es vielmehr darum geht, einen Sieg über den alltäglichen rauen und unregelmäßigen Atemstrom zu erreichen.
Ujjayi als Pforte in die Verinnerlichung
Mit Ujjayi »erobern« wir uns eine äußerst feine und fließende Atemform. Dabei soll das Reibegeräusch gerade nur so laut sein, dass der Übende es selber zu hören vermag, und zwar eher mit den »inneren« als mit den »äußeren« Ohren. Damit leitet die Ujjayi-Atmung den Übenden auf den Weg nach Innen. Die Entfaltung des »inneren Sinns« (indriya) des Hörens setzt die Verfeinerung des »inneren Sinns« des Fühlens fort, den wir mittels unserer Asana-Praxis entwickeln konnten. Dadurch, dass wir nun lernen, uns wirklich zu lauschen und die Schwingung […]