„Die Reife des Alters, getragen vom Geiste des Yoga, ist das Schönste überhaupt, was ein Mensch erleben darf, wenn er dieses Alter ‚jung’ erleben kann“, sagt Sigmund Feuerabendt. Für YOGA AKTUELL schildert er, was dies für ihn bedeutet
Hat ein Mensch die Fünfzig überschritten, dann mag es nicht verwunderlich erscheinen, dass er zu rechnen beginnt und feststellt, dass der längste Teil seines Lebens bereits hinter ihm liegt. Das ist ein Grund, um nachdenklicher zu werden. Die Fragen lautet dann: Was habe ich bisher erlebt? Was habe ich bisher geschafft? War das alles? Was kann jetzt noch aus mir werden? Könnte ich noch meine Träume verwirklichen, um die Welt aus den Angeln zu heben und um mich schließlich wissen zu lassen, dass mein Leben einen Sinn gehabt hat? Leider stellt sich hier oft Resignation ein. Der Alltag bot den meisten Menschen nicht das, was sie benötigt hätten, um ein Mensch zu sein. Aber neben dem Alltag gibt es auch die Selbstverantwortung. Sie ist dann der Anlass zu weiteren Fragen: Woran habe ich geglaubt? Welchen Lebenspartner habe ich mir ausgewählt? Womit habe ich mich beschäftigt? Welchen Umgang habe ich gepflegt? Was wollte ich in meinem Leben erreichen? Welche Fehler beging ich, dass ich dadurch vom Weg meines Zieles abkam? Was bin ich nun heute? Was soll ich jetzt noch tun? Das ist das Endergebnis des In-sich-Gehens von Millionen von Menschen. Was raten die Ärzte? Was raten die Priester? Was raten die Seelenärzte? Was raten Bekannte und Freunde? Was raten die Eltern, falls sie noch leben? Was rät der „allwissende“ Zeitgeist? Was rät man sich selber? Es ist bekanntlich schwer, im Leben das Richtige zu finden und zu tun. Das rechte Tun fordert Voraussetzungen des Wissens, des Könnens, der Energie, des Mutes, der Freudefähigkeit, des Optimismus, des Glaubens, des Verhaltens, des Anstandes, der rechten Partner und Freunde und vor allem der Familie und des Glücks. So sieht die Welt des Menschseins aus, und so sah sie schon seit undenklichen Zeiten aus. Das alles kann ein „Kaspar-Hauser-Mensch“ nicht wissen. Der Mensch braucht Erziehung und Schulung, vor allem Lebensschulung; von letzterer hört man in den Schulen wenig bis nichts.
Das Alter, dessen Inhalt, ist die Summe des vorausgehenden Lebens. Es ist die Quintessenz […]