Sich die mentale „Fitness“ möglichst lange zu erhalten, wünschen sich wohl die meisten Menschen. Dr. Heinz Hilbrecht, Autor des Buches „Meditation und Gehirn“, erklärt im Interview mit YOGA AKTUELL, wie regelmäßige Meditationspraxis dabei helfen kann
Alles, was wir denken und tun, basiert auf neuronalen Aktivitäten. Das trifft sowohl auf sämtliche bewusste wie auch auf unbewusste Prozesse zu, wie zum Beispiel die Kontrolle der Atmung oder das Verdrängen von bestehenden Konflikten. Zuständig dafür ist die direkte Verbindung zwischen mentalen und neuralen Aktivitäten, d.h. zwischen unserem Geist und unserem Gehirn, die sich gegenseitig beeinxflussen. Mittlerweile weiß man, wie genau das passiert, und in welchen Hirnarealen es abläuft, wenn wir z.B. an die Frühberentung denken, uns über die Regierung ärgern oder uns freuen. Alles, was wir bewusst oder unbewusst denken, fühlen, vermeiden oder wollen, genauso wie unsere Reaktionen auf Ereignisse, Menschen und Situationen, beeinflusst unser Gehirn.
Neuste Forschungen haben aber zum Glück herausgefunden, dass sich nicht nur Anspannung und Ärger auf unser Gehirn auswirken, sondern umgekehrt auch Entspannung, Achtsamkeit und Meditation. So verbessert die Achtsamkeit zum Beispiel die Isolation der Fortsätze der Nervenzellen, so dass Signale schneller weitergeleitet werden können – und dabei ist es egal, ob wir 30 Jahre alt sind oder unseren 70. Geburtstag feiern. Die Bildung neuer Nervenzellen wird angeregt, und der Prozess der Alterung läuft langsamer vonstatten. Beim Meditieren verändert sich nachweislich sogar die Aktivität der Hirnströme, und wir gelangen in einen Zustand tiefer Entspannung auf körperlicher und geistiger Ebene. Andere Forschungen haben ergeben, dass Meditierende zu 87% weniger an psychischen Krankheitsbildern wie Angststörungen und Depressionen leiden als andere. Dies ist besonders für ältere Menschen eine gute Nachricht, da Ängste und depressive Verstimmungen zunehmen können, wenn wir uns nicht mehr über unsere Arbeit definieren können und auf uns selbst zurückgeworfen sind. Andere Studien belegen, dass die Praxis der Achtsamkeit die Aktivität des linken präfrontalen Cortex steigert und die Stimmung anhebt, weil dieser Teil des Gehirns negative Stimmungen bremst; zugleich reduziert Achtsamkeit wiederum die Aktivität der Amygdala, jenes Teils im Gehirn, der Acht auf uns gibt und den Horizont permanent nach Gefahren absucht. All diese Untersuchungen belegen, dass wir zum Beispiel allein durch Meditationen oder durch die Praxis des Mitgefühls unseren Geist und das Gehirn wechselseitig positiv beeinflussen und […]