Salabhasana – die Heuschrecke – weitet den Brustkorb, dehnt die Vorderseite der Wirbelsäule und öffnet den gesamten Bauchbereich. Sie regt den Kreislauf an und hat eine verblüffend belebende Wirkung auf den ganzen Körper
Dieses Asana lässt mein Herz höher schlagen. Nicht zuletzt deshalb, weil es anstrengend ist. Am Anfang besteht die Arbeit im wesentlichen darin, den Oberkörper und die Beine zu heben und hoch zu halten. Das beansprucht und stärkt insbesondere die Rückenstrecker, zwei kräftige, parallel zur Wirbelsäule verlaufende Muskeln, die vom Kreuzbein bis zum Kopf reichen. Im Stehen und Sitzen haben sie die Aufgabe, uns aufrecht zu halten oder den Oberkörper nach hinten zu beugen. Besonders im Alter krümmt sich unsere Wirbelsäule eher nach vorne, und die Aufrichtung des Körpers und Stärkung des Rückens wird zunehmend wichtiger.
Salabhasana gehört zur Gruppe der Rückwärtsbeugen. Diese weiten den Brustkorb, dehnen die Vorderseite der Wirbelsäule und öffnen den Bauchbereich. Sie regen den Kreislauf an, beleben den ganzen Körper und – zumindest in meiner Erfahrung – wirken sie stimmungsaufhellend. An den Tagen, an denen ich morgens Rückwärtsbeugen übe, fällt mir alles leichter. Sie geben mir Energie, auch weniger attraktive Arbeiten zu erledigen.
Die Belohnung hat jedoch ihren angemessenen Preis. Besonders die anspruchsvolleren Übungen dieser Art erfordern einen hohen Krafteinsatz und Aufmerksamkeit. Ihre Attraktivität ist verlockend und herausfordernd. Aber es braucht Erfahrung und einen klugen Umgang mit dem eigenen Körper, um diese Übungen zu meistern und sie ohne Verletzung auszuführen. Hier ist der korrekte und kräftige Einsatz der Arme und Beine besonders wichtig, um insbesondere den unteren Rücken zu schützen.
Salabhasana ist eine milde Rückwärtsbeuge. Nicht das Beugen nach hinten oder oben steht im Vordergrund, sonst geht zuviel von der Ausdehnung verloren. Wesentlich ist die horizontale Streckung. Dieses Asana ist in seiner Struktur Tadasana (Bergstellung) ähnlich, und die Kraftausübung in den beiden Asanas ist fast identisch. Eine langjährige Schülerin von B. K. S. Iyengar, Dona Holleman, sagte einmal sinngemäß, wer Tadasana verstehe oder korrekt übe, verstehe auch alle anderen Asanas.
Um diese Aussage in ihrer ganzen Tiefe zu begreifen, braucht es eine langjährige Übungspraxis. Aber auch als Anfänger können wir aus Tadasana lernen, wie sich die gestreckten Beine anfühlen sollen; und es lehrt uns, darauf zu achten, dass wir uns weder im Nacken noch […]