Allmählich werden die Tage spürbar kürzer. Noch leuchtet das Laub in allen prächtigen Farben und die Natur zeigt uns ihre unglaubliche Schönheit. Doch bald werden mit dem ersten Frost auch die Blätter fallen und allmählich beginnt der Rückzug der Lebenskräfte nach Innen.
In wenigen Tagen ist Allerheiligen bzw. Allerseelen. Nicht viele wissen, dass es sich dabei auch um ein altes irisch-keltisches Fest zu Ehren des dunklen, unsichtbaren Neumonds (Nebelmond) handelt: Samhain. Es wurde als Dunkelheitsfest am Abend des 31. Oktober und am 1. November begangen.
Es ist eine Zeit, in die Grenzen zwischen Erde und Himmel dünner werden. Auch deshalb suchen wir in dieser Zeit den Kontakt zu den Seelen der Ahnen. Sie werden nun traditionell geehrt und um Beistand gebeten. Das Sterben in der Natur zeigt an, dass wir uns dem Beginn eines neuen Zyklus nähern.
Die Einladung dieser Zeit
Der Spätherbst ist die Zeit für Rückzug. Eine stille Zeit, in der wir uns verabschieden und loslassen dürfen, was uns nicht mehr dienlich ist. Auch die Trauer über die Vergänglichkeit des Lebens darf nun empfunden und verarbeitet werden. Zudem sind wir eingeladen, uns mit unseren Wurzeln zu verbinden und uns mit unserer Geschichte auszusöhnen, wenn nötig. Diese Prozesse dienen später als Basis, wenn es darum geht, neue Visionen zu erträumen und Ideen zu entwickeln.
Tolle Impulse für die Zeit rund um Samhain finden sich z.B. in dem Buch „Räuchern zu heiligen Zeiten“ von Hannelore Kleiß, dass gerade im Freya Verlag erschienen ist.
Wir stellen euch einige daraus vor:
Fragen dieser Zeit
- In welcher Weise habe ich mich im Lauf des Jahres verändert?
- Wovon will ich mich lösen, was kann ich jetzt verabschieden?
- Was sind die gaben meiner Ahnen, wem bin ich ähnlich?
- Wer von ihnen unterstützt mit?
- Mit welchen Verstorbenen ist noch Aussöhnung nötig?
- Wie kann ich mit dem Nachlassen meiner körperlichen Kräfte und meiner Energie umgehen?
- Kann ich zulassen, dass ich manchmal nicht weiß, wohin meine Reise gehen soll?
- Wo habe ich bereits erfahren, dass mir im tiefsten Dunkel Licht und Kraft zuströmen?
- Wie kann ich mir mehr Zeit fürs Ausruhen und für besinnliche Momente gönnen?
Alltagsrituale
Die Zeit lädt uns ein, unser Tempo zu reduzieren und uns mehr Ruhe und Zeit zu gönnen, z.B. für regelmäßige Spaziergänge bei Tageslicht und in der kühlen und feuchten Herbstluft.
Zu Allerheiligen werden die Gräber mit frischen Blumen, immergrünen Pflanzen und Kerzen geschmückt. Wir kehren an den Ort unserer Kindheit zurück, besuchen die Gräber unserer verstorbenen Angehörigen und verbinden uns so mit unseren Wurzeln. Vielleicht magst du auch die Geschichte deiner Familie aufschreiben oder einen Stammbaum zeichnen.
Im Kreis der Familie kann man nun der Verstorbenen gedenken, gemütlich zusammen sitzen, vielleicht essen und trinken, sich an Erlebnisse und Geschichten erinnern, die Verbundenheit bewusst wahrnehmen und durch das fröhliche Zusammensein das Leben feiern.
Da nun die Zeit der Erkältungen kommt, ist es hilfreich, sich immer wieder eine Tasse Kräutertee zu gönnen – vielleicht mit selbstgesammelten Kräutern, die uns an die Wärme und Sonne des Sommers erinnern.
Räucherpflanzen dieser Zeit
Die Eibe
- hilft, etwas gut sein zu lassen und loszulassen, schließt Vergangenes ab
- löst den Schmerz der Trauer auf
- stellt die Verbindung zu den Ahnen her
- stärkt das innere Wissen
- fördert die Ausdauer und das Vertrauen in den ewigen Kreislauf des Lebens
- ermöglicht es, in die Zukunft zu träumen und Visionen zu entwickeln
- Achtung: Die meisten Bestandteile der Eibe sind giftig! Daher nur eine geringe Menge verwenden, bei offenem Fenster verräuchern und keinesfalls in Gegenwart eines Kindes!
Die Engelwurz
- gibt Kraft, schenkt Geborgenheit und schützt, bringt Licht ins Dunkel der Seele, wirkt stimmungsaufhellend
- fördert die Spiritualität
- zentriert und hilft, zu den eignen Wurzeln zu finden
- stärkt unbeirrbar den eigenen Weg zu gehen, ermutigt in Zeiten des Wandels
- hilfreich, um Häuser zu reinigen, wenn z.B. Verstorbene noch spürbar sind
Baldrian
- fördert die Selbstachtung und das Vertrauen in den eigenen Lebensweg
- bringt Licht in die Tiefe der Seele und tiefes Wissen aus dem Unbewussten ans Licht
- schützt, umarmt, schenkt Geborgenheit und Kraft
- löst innere Anspannung, beruhigt und schafft Harmonie, schenkt einen erholsamen Schlaf
- fördert die Lust und die Fähigkeit zur Hingabe
- lässt die Lebensenergie fließen
Mehr erfahren:
Hannelore Kleiß: Räuchern zu heiligen Zeiten
Freya Verlag 2015, EUR 19,90
ISBN: 978-3990252147
Es fehlt der Hinweis, dass Eibe stark (!) giftig ist. Überhaupt nach der Anregung, Kräutertees zu trinken, ist das sehr riskant! Hat schon Todesfälle gegeben…
Danke Grashüpferchen – das ist wirklich ein sehr wichtiger Hinweis, den ich noch einfügen werde! Herzliche Grüße aus der Yoga Aktuell-Redaktion