Den Geist zur Ruhe zu bringen, ist ein Ziel im Yoga. Aber das ist mittlerweile leichter gesagt als getan, denn die Fähigkeit zur inneren Sammlung lässt bei vielen Menschen nach. Dem entgegenzuwirken ist möglich. Aber nur du selbst kannst es tun – mit Liebe, Geduld und Mitgefühl und ohne Handy.
Eigentlich dauern Meditationen dreißig bis vierzig Minuten. Eigentlich. Aber das ist für viele Menschen mittlerweile viel zu lang. Diese Erfahrung mache ich immer wieder, wenn ich Achtsamkeitstage oder MBSR-Kurse gebe. Einige Teilnehmer sind so erschöpft oder ausgebrannt, dass sie sich nicht länger als für drei Atemzüge konzentrieren können. Andere haben bereits einen Burn-out oder eine Depression hinter sich und müssen wieder lernen, mit viel Geduld und mit noch mehr Selbstmitgefühl wieder zu sich selbst zurückzufinden. Aber alle von ihnen fühlen sich überfordert von der permanenten Reizüberflutung, den vielen Informationen und den zunehmenden Spannungen, die durch den Äther schwirren und in der Luft liegen. Und natürlich klagen alle über die permanente Erreichbarkeit und hätten eigentlich viel lieber ihre Ruhe. Eigentlich.
Allerdings ist die Digitalisierung und die damit einhergehende Erreichbarkeit mittlerweile eine wesentliche Säule unserer Leistungsgesellschaft geworden. In dieser kommen nur die Schnellen, die Smarten und die Starken voran. Das Tempo wird täglich angezogen, die Anforderungen werden immer höher, der Druck auf den Einzelnen nimmt zu. Der persönliche Kontakt wird dabei immer geringer, der Umgangston rauer.
Viele Menschen, egal welchen Alters, fühlen sich permanent überfordert, spalten sich von ihren eigenen Bedürfnissen und Gefühlen ab und schalten auf Autopilot, um irgendwie über die Runden zu kommen. Statt sich zu entspannen, werden sie von Ängsten und Sorgen angetrieben, die von den Medien gerne und rund um die Uhr gefüttert werden und die Anspannung, mit der die oben beschriebene Abnahme der Konzentrationsfähigkeit einhergeht, nur noch größer werden lässt.
Trotz aller Klagen über den digitalen Wahnsinn schauen die meisten Menschen ca. 150 Mal am Tag aufs Handy, in der Hoffnung, dass neue Nachrichten eingetroffen sind. Denn diese, das haben Forscher herausgefunden, entlocken dem Gehirn das Glückshormon Dopamin. Das der Blick aufs Handy Konzentrationsstörungen zur Folge hat, wissen hingegen noch nicht alle. Jedesmal, wenn wir mit der Aufmerksamkeit bei einer Sache sind und durch das Bimmeln oder Klingeln abgelenkt werden, braucht es wieder mindestens zwei Minuten, […]