YOGA AKTUELL sprach mit dem Sat Nam Rasayan Lehrer Gurudev Singh über Heilung, Mitgefühl und die subtilen Kräfte, die beim Heilen im Hintergrund wirken
Interview
YOGA AKTUELL: Herr Singh, Sie sind Heiler und unterrichten Sat Nam Rasayan, die Heilkunst des Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan. Wie kommt es, dass manche Heiler oder Meister, obwohl sie vielen anderen helfen können, oft selbst krank sind? Ist es leichter andere zu heilen?
Gurudev Singh: Krankheit oder Tod ist nicht das Entscheidende. Das kommt früher oder später für jeden. Alles hängt jedoch von dem Blickwinkel ab, mit dem wir Krankheit betrachten. Schließlich müssen alle einmal sterben. Und auch Lehrer sind krank oder sterben. Das Wesentliche ist der Raum dazwischen, die Ebene des Bewusstseins, das der Lehrer geben oder vermitteln kann. Wenn er damit anderen helfen kann, oder beiträgt Leid und Schmerz zu lindern, dann ist das doch ein sehr wertvoller Dienst. Wenn das Leben dadurch wieder Qualität bekommt und lebenswert wird. Yogi Bhajan z.B. schlief jahrelang nur zwei Stunden am Tag. Es war soviel Arbeit zu tun. Die eigene Gesundheit war ihm nicht so wichtig, er stellte diese immer hinten an. Es war ihm gleich, welchen Preis er dafür zahlen musste. Der Lehrer bringt seinen Raum für das Wohlergehen der anderen dar.
YA: Was ist nötig, um heilend zu wirken?
GDS: Zunächst den Raum öffnen, den wir in uns zulassen. Wir nennen es „Heiligen Raum“. Es ist dies eine Art meditatives Gewahrsein, in dem die Heilung geschehen kann.
YA: Und ist dieser Raum vergleichbar mit Shunya, der Leere oder dem Loslassen?
GDS: Nein, Shunya ist nur ein Teil dieses Raumes. Eine Art Vorbedingung, sozusagen die Nullpunktenergie. Der Raum, in dem Heilung geschehen kann, ist ein „Sacred Space“, ein Raum, den ich gewähre für eine Beziehung gleich welcher Art. Ein Raum des Annehmens, in dem Kontemplation und das Auflösen der Widerstände und damit Heilung geschehen kann.
YA: Wie definieren Sie Shunya?
GDS: Shunya ist einfach ein Zustand der Leere, des Nichts. Damit sich das Schöpferische entfalten kann, damit die Handlung geschieht, das göttliche Spiel seinen Lauf nehmen kann, ist dies nötig. Shunya ist ein Teil dieses Raumes, den wir öffnen oder den der Lehrer öffnet, dieses Nichts, das alles enthält.
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