Himalaya Tradition – schon der Name an sich genügt, um die Assoziation mit entlegenen Orten und einem dort fernab von Zivilisation und verfälschenden Einflüssen entstandenen Yoga Weg zu evozieren. Es handelt sich hier um eine Yoga Richtung, die schon vor Tausenden von Jahren in verborgenen Höhlen entwickelt und gelebt wurde und auf einem Wissen beruht, das so rein ist wie die klaren Gebirgsflüsse an dem Ort, an dem die Wiege seiner Quelle steht. Doch was besagt dieses Wissen und was macht die Himalaya Tradition aus? Und in welcher Form ist sie noch heute lebendig? Diesen Fragen gehen wir in Folge II unserer neuen Serie über das Mosaik der verschiedenen Yoga Stile nach
Ursprung und Kernpunkte der Himalaya Tradition
Die Yogis aus der Himalaya Tradition widmeten sich in erster Linie der Erforschung des menschlichen Geistes und praktizierten als Weg zur Verbindung mit dem Göttlichen vor allem tiefe Meditation. Das Wissen, das sie bei der Innenschau und Versenkung erlangten, gaben sie an ihre Schüler weiter und so entstand eine lange Kette, in der höchstes spirituelles Wissen immer wieder übertragen wurde. Wie weit diese Tradition genau zurück reicht, lässt sich historisch nicht belegen, jedoch ist unbestritten, dass es sich um mehrere Jahrtausende handelt. Und auch heute noch setzt sich diese Linie fort. Eine wichtige Rolle spielt darin die Meditation mithilfe von Mantras (vgl. dazu insbes. den ausführlichen Beitrag in Yoga Aktuell Heft 32). In die Geheimnisse der Mantrameditation werden die Schüler stufenweise durch Initiationen eingeführt, bei denen jedem zu Beginn ein persönliches Mantra verbunden mit einer bestimmten spirituellen Energie übertragen wird. Zudem führen die Lehrer ihre Schüler an die Offenbarungstexte heran, die das vor Jahrtausenden von den Rshis geschaute und den Grundstein der Tradition bildende Wissen über die Natur des menschlichen Geistes, des Universums und des Göttlichen sowie die Realisierung ihrer Einheit darlegen. Dabei wird hoher Wert darauf gelegt, dass die Schüler die Überlieferungen auch durch eigenes Studium nachvollziehen und ihre Gültigkeit selbst überprüfen und erfahren. Überhaupt ist es als wesentlichstes Anliegen dieser Tradition zu betrachten, den Menschen zur Selbstbestimmung zu führen. Durch die Erforschung und Konzentration des Geistes und die Meditation wird ein Zustand der Selbstgenügsamkeit angestrebt, in dem der Mensch auf nichts Äußeres mehr angewiesen ist – weder auf irgendein Objekt außerhalb des eigenen Selbstes noch auf den Lehrer.
Anstatt die Schüler an sich zu binden versuchen die Meister des Himalaya also, sie auf dem Weg zur Realisierung des Einssein mit dem […]