Gedanken zur Lehre Jiddu Krishnamurtis
Jiddu Krishnamurti wurde 1895 in Südindien geboren. Aufgrund seiner ungewöhnlichen Ausstrahlung fiel er schon als Kind den führenden Köpfen der Theosophischen Gesellschaft auf und wurde sehr bald von dieser als der neue „Weltlehrer“ angesehen. Krishnamurti erhielt eine sorgfältige Erziehung in Indien und in England und wurde 1910 zum Oberhaupt des weltumspannenden theosophischen Ordens „Star of the East“ ernannt. Im Jahre 1929 löste er jedoch diesen Orden auf und erklärte, dass keine Religion, kein System die Menschen befreien könne. Er wurde zu einem der bedeutendsten spirituellen Lehrer unserer Zeit und hielt Vorträge in nahezu allen Teilen der Welt bis zu seinem Tode 1986.
Vor zwanzig Jahren las ich das erste Mal ein Buch von Krishnamurti. Es waren Aufzeichnungen von Vorträgen, die er frei, offenbar ohne vorbereitetes Konzept gehalten hatte. Ich verstand praktisch nichts von dem, was er sagte. Er schien mir ungeordnet von einem zum anderen Thema zu springen. Und das wenige, was ich verstand, erschien mir banal, selbstverständlich.
Er beantwortete darin auch Fragen von Zuhörern. Dabei ging er jedoch meist gar nicht auf die Frage ein, er gab keine Antworten im üblichen Sinne, sondern hinterließ mehr Verwirrung als Klarheit. Mein rationaler und logisch gut geschulter Verstand konnte damit nichts anfangen, und ich gab die Beschäftigung mit Krishnamurti wieder auf.
Vor einigen Jahren kam ich – zuerst über seine Bücher, dann auch persönlich – in Kontakt mit dem Schweizer Psychotherapeuten und spirituellen Lehrer Samuel Widmer. Er sieht Krishnamurti neben Don Juan, dessen Lehre in den Büchern Carlos Castanedas dargestellt wird, als seinen wichtigsten Lehrer. Sein Buch über Krishnamurti, das ich schließlich las, ermöglichte mir dann das Verständnis für dessen Aussagen. Nach und nach erschloss sich mir die Tiefe und Wahrheit dieser Erkenntnisse – ein Prozess, der noch lange nicht zu Ende ist.
- Was ist das für ein Lehrer, der keine Schüler annimmt? Der im Gegenteil all seinen Zuhörern empfiehlt, keinem Lehrer, Meister oder Guru zu folgen? Der sagt, jeder könne nur selber die Wahrheit finden, alleine für sich?
- Krishnamurti erklärte das Verfolgen von Idealen für zwecklos. Er sagte, das Vorhandensein eines Ziels, das Streben nach einem idealen Sein, einer Veränderung, verhindere das Erreichen dieses Zustands. Wie kann man das verstehen?
- Er sah das Denken […]