Ein Zungensiegel, das die Mondenergie zum Fließen bringt, Vishuddha-Chakra harmonisiert und in den hohen Zustand der Bedingungslosigkeit führen kann.
„Wenn die Zunge in die Höhe des Schlundes zurückgeschlagen und die Augen fest zwischen den Augenbrauen fixiert sind, so ist das Khechari-Mudra.“
(HYP III, 32)
Im dritten Kapitel der Hatha-Yoga-Pradipika, Verse 32–54, beschreibt Svatmarama die Khechari-Mudra. Sie ist eine Zungen-Mudra, die in der Regel als Bestandteil komplexer Energielenkungsübungen im Rahmen fortgeschrittener Pranayama-Techniken, in bestimmten Asanas oder in der Meditation praktiziert wird. Sie kann zu tiefen Erfahrungen des Göttlichen verhelfen. Grundlegende Atemübungen wie drei Runden Kapalabhati und 20 Minuten Nadi-Shodhana bilden zusammen mit einer täglichen Asana- und Meditationspraxis die notwendige Vorbereitung, um harmonische Energieerfahrungen mit dieser Technik der Hatha-Yoga-Pradipika zu begünstigen. Anfänger profitieren besonders, wenn sie mit einer möglichst sanften Variante beginnen und sich erst allmählich steigern.
Wörtlich übersetzt ist Khechari-Mudra das „Siegel (Mudra) der im Raum (Kha) Wandelnden (Khechari)“. „Kha“ kann „nach oben“, „Himmel“ oder auch „Raum“ bedeuten, ähnlich wie in Akasha, nur in abgeleiteter Form. Das von der Wurzel „char“ stammende „chari“ bedeutet „wandernd, wandelnd“. Khechari ist demnach ein „Nach-oben-Wandern“, also ein Verhalten, das zum Himmel führt. Das Ziel besteht darin, mit der Zunge den Punkt zwischen den Augenbrauen (Ajna-Chakra) zu erreichen. Dafür wird sie in ihrer vollendeten Form rückwärts in den Raum der Nase und des Rachens geführt. Dies soll zu außerordentlichen Kundalini-Erfahrungen führen, in denen wir wie Shiva selbst befreit werden und den himmlischen „Nektar (Amrta) trinken“ (HYP III, 52).
Variationen der Khechari-Mudra
1 Kleine Khechari-Mudra
Bei der kleinen Khechari-Mudra gibst du die Zunge nach hinten in Richtung Kehle. Damit aktivierst du Vishuddha-Chakra, harmonisierst Udana-Vayu und bringst die Energien in den oberen Chakras, insbesondere die Mondenergie, zum Fließen.
2 Große Khechari-Mudra
Für die große Khechari-Mudra legst du den Kopf nach hinten und atmest in der meditativen Atmung Kevala-Kumbhaka so wenig Luft wie möglich ein und aus. Dann faltest du die Zunge nach hinten, wobei du die Zungenspitze an den weichen Teil des Gaumens gibst – so weit nach hinten in Richtung Kehle wie möglich. Dies ist der wichtigste Teil dieser Übung. Spür die sanfte Dehnung im Zungenband. Dadurch trägst du dazu bei, Udana-Vayu zu harmonisieren, findest zu mehr innerer Ruhe, kannst […]