Gott ist Liebe: Das Streben nach Unsterblichkeit des berühmten Siddhas, der im Laufe von dreitausend Jahren das Tirumandiram verfasst und sämtliche übernatürlichen Fähigkeiten erlangt haben soll.
Diejenigen, die Yoga praktizieren und Mond und Sonne durch ihre Nadis fließen lassen, werden zu himmlischen Wesen. Denen, die beständig Yoga praktizieren, offenbart sich Gott.
Tirumandiram, Vers 710
Tirumular war ein Yogi und Siddha, also ein „vollendeter“ Weiser, dessen Philosophie in der Verssammlung namens Tirumandiram überliefert ist. Das Tirumandiram stellt eine umfangreiche Abhandlung über Yoga, Shivaismus und Tantrismus dar und ist das früheste Schriftstück, das ausgiebig die Philosophie der südindischen Siddha-Yogis ausführt. Auf dieser Philosophie fußt auch die Siddha-Medizin, die weniger bekannte, geheimnisvolle Schwester des Ayurveda.
Tirumular lebte irgendwann zwischen dem sechsten und siebten Jahrhundert n. Chr. Wie der Yogi in seinem Werk, dem Tirumandiram, selbst berichtet, war er nicht immer unter dem Namen Tirumular bekannt. Ursprünglich hieß er Sundaranathar. Am heiligen Berg Kailash im Himalaya war er als Yogi und Asket ausgebildet worden. Dort hatte er, so berichtet das Tirumandiram, alle acht yogischen Superkräfte, die Ashta-Siddhis, erlangt.
Bei den Ashta-Siddhis handelt es sich um besondere Fähigkeiten, die ein Yogi durch langjährige und intensive Praxis entwickeln kann. Sie umfassen:
- Animan oder die Befähigung, den Körper zu verkleinern
- Mahiman, die Fähigkeit, eine riesige Form anzunehmen
- Gariman oder die Fähigkeit, schwer zu werden
- Laghiman oder die Fähigkeit, den Körper sehr leicht zu machen, was u.a. Levitation und Fliegen ermöglichen soll
- Prapti oder die Fähigkeit, alle Ziele zu erreichen
- Prakamya oder unbändiger Wille
- Ishitva oder uneingeschränkte Autorität
- und Vashitva oder die Fähigkeit zur willentlichen Beeinflussung aller Wesen und Dinge
Übrigens können auch heutige Yogis nach zugegebenermaßen weltlichen Formen dieser Superkräfte streben. So schließt Anima – „sich klein machen“ – auch die Befähigung ein, sich nicht unnötig in den Vordergrund zu drängen, sondern Demut zu praktizieren, und Laghima – sich leicht machen – kann auch für die Fähigkeit stehen, die Dinge „leicht zu nehmen“, vergeben zu können und sich nicht immer so wichtig zu nehmen.
Ein neuer Körper
Doch zurück zu Siddha Tirumular. Ausgestattet mit allen Ashta-Siddhi-Superkräften, verließ er den Berg Kailash im Himalaya und reiste nach Südindien, um seinen Freund, den Siddha Agasthyar, in den Pothigai-Bergen zu treffen. Doch unterwegs […]