Die taz-Mitbegründerin und Werbeagenturchefin Gudrun Kromrey, inzwischen Yogalehrerin mit einem bemerkenswerten kleinen Studio in Nordfriesland, über die politische Relevanz von Yoga: Wie Yoga die gesellschaftliche Mitgestaltungskraft der Menschen fördert, und warum die Yogabranche so dringend dazu aufgerufen ist, sich diesem Potenzial zuzuwenden.
Gudrun Kromrey hat Feuer, das spürt man im Gespräch mit ihr schnell. Auch ihr Lebenslauf spiegelt es wider, denn die inzwischen 63-Jährige baute nicht nur den Vertrieb der taz auf und wirkte als Fernsehjournalistin, sondern erschuf auch noch eine erfolgreiche PR- und Werbeagentur. Heute unterrichtet die Mutter von zwei erwachsenen Kindern Yoga – nicht in einem großen Stadtstudio, sondern auf dem platten Land, wo sie binnen kurzer Zeit fast ein ganzes Dorf auf die Matte bewegte. Und bewegen will sie noch sehr viel mehr: in den wesentlichen gesellschaftlichen Anliegen, die gerade in diesen Zeiten unsere wache Präsenz und unseren mutigen Einsatz erfordern.
Interview
YOGA AKTUELL: Yoga und Politik – die meisten bringen das nicht unmittelbar zusammen. Sie sagen, dass Yoga sehr wohl politisch ist. Worin liegt, eingangs zunächst ganz kurz umrissen, seine politische Dimension?
Gudrun Kromrey: Wir stehen vor großen Herausforderungen und Änderungen wie Klimawandel, Verlust von Ökosystemen und massenhaftem Aussterben von Tier- und Pflanzenarten, und wir können nicht sagen, wir hätten es nicht gewusst. Die Faktenlage ist eindeutig, die Folgen sind schwerwiegend. Gerade das jahrtausendalte Konzept des Yoga und der Vedanta-Philosophie haben dafür erstaunlich passende Antworten und Hilfestellungen parat.
Nicht weniger als eine geänderte Ethik und ein neues Menschenbild sind notwendig, um die Krise der Natur zu bewältigen, schreibt inzwischen sogar der SPIEGEL. Und genau das kann Yoga bieten.
Unsere Zukunft liegt tatsächlich in dem, was wir Yogis seit Jahrtausenden einen sattvischen Lebensstil nennen. Achtsamkeit verbindet uns wieder mit uns und mit der Natur, die Yamas und Niyamas aus Patanjalis Yoga-Sutras sind die effizientesten Handlungsanweisungen dafür. Und es ist bitter, dass Yoga häufig noch immer nur als eine Gymnastik für reiche, weiße Mittelstandsfrauen angesehen wird. Yoga ist viel mehr und viel weitgehender wirkungsvoll. Yoga hat mit seiner intrinsisch stärkenden Wirkung auf jeden Praktizierenden eine neue, aktuelle und politische Bedeutung. Yoga ist zwar sehr beruhigend, aber eben nicht sedierend. Yoga führt uns wieder zurück an unsere Kraftquellen. Wir Yogalehrende sollten das explizit deutlich machen und zeigen, wie Yoga […]