Madhukar bedeutet „Geliebter, süß wie Honig“ – und ist der Name für einen modernern Vertreter des Advaita, einer alten Weisheitslehre, die durch den großen indischen Weisen Ramana Maharshi im Westen bekannt wurde. Seinen Namen erhielt Madhukar von seinem Lehrer H.W.L. Poonja, kurz Papaji genannt, der ein direkter Schüler Ramana Maharshis war. Madhukar setzt die Linie dieser Advaita-Lehrer fort. Advaita ist die Lehre der Nicht-Dualität und basiert im Wesentlichen auf Selbstergründung. Erleuchtung liegt nicht irgendwann in der Zukunft, sondern sie kann sich jetzt sofort offenbaren. Nicht anstrengende Übungen und harte Disziplin sind notwendig, sondern das Innehalten im Hier und Jetzt mit der Frage „Wer bin ich?“
Marianne Scherer: Kam Ihr Erleuchtungserlebnis aus heiterem Himmel bzw. wie lange waren Sie davor geistig unterwegs?
Madhukar: Unterwegs bin ich, seit ich mich erinnern kann. Seit Bewusstsein ist, gibt es auch eine existenzielle, spirituelle und religiöse Erfahrung. Und eine Seinssuche, eine intensive spirituelle Suche. Schon lange vor diesem gewaltigen Erleuchtungserleben in den 80er Jahren habe ich mir immer viele philosophische und religiöse Fragen gestellt. Fragen, die sich einem gesunden Menschenverstand ganz automatisch stellen. Warum dann damals, tatsächlich wie aus heiterem Himmel, dieses Erleuchtungserlebnis geschah – nicht während einer intensiven spirituellen Übung oder der Einkehr, eines Retreats, sondern spontan – kann ich nicht beantworten.
Was ich damals erlebte, könnte man als einen Ausbruch der Kundalini-Kraft erklären. Alle Chakren öffnen sich. Das ist etwas Wunderbares, etwas, das viele Sucher erstreben. Ich wurde damals plötzlich in diese Erfahrungen hineinkatapultiert. Oder, besser gesagt, hinauskatapultiert, über verschiedene Bewusstseinsstufen, transzendente Erfahrungen jenseits von Zeit und Raum, gepaart mit Glückseligkeit, Lichtmanifestationen, usw. Diese transzendenten Erfahrungen sind jedoch nicht das, worauf ich jetzt im Satsang verweise.
Sondern auf Das, das tiefer ist und was ich einfach Selbst oder Herz nenne. Oftmals wird es auch Erwachen genannt. Was Erleuchtung angeht, kann man differenzieren. Für Sri Ramana Maharshi, den Guru meines Meisters Poonjaji, ist Erleuchtung das Erkennen des wahren Selbst und nicht das, was entsprechend der yogischen Tradition normalerweise als Samadhi bezeichnet wird. Für den Jnani, den Yogi der Erkenntnis, ist absolutes Bewusstsein, die permanente Auflösung der Identifikation mit Körper und Geist, Erleuchtung. Nicht Erleuchtungszustände.
M.S.: Ist das dann Nirvikalpa-Samadhi, was ja als höchster Erleuchtungszustand gilt?
M.: Nein, denn auch Nirvikalpa-Samadhi ist noch ein Bewusstseinszustand. […]