R. Sharath Jois, Enkel des berühmten Pattabhi Jois, setzt die Tradition des Ashtanga Yoga im Mysore-Stil fort. Im Interview mit YOGA AKTUELL auf der Asia Yoga Conference in Hongkong sprach er über seine intensive Yogapraxis, die Suche nach dem richtigen Lehrer und über seinen Unterricht
R. Sharath Jois wurde als Enkel von Sri K. Pattabhi Jois in die Tradition des Ashtanga Yoga hineingeboren. Im Alter von sieben Jahren lernte er die ersten Haltungen von seinem Großvater, mit 19 Jahren assistierte er ihm. Heute beherrscht der 41-jährige Yogalehrer am Ashtanga-Yoga-Institut in Mysore alle sechs Übungsserien und gilt als einer der fortgeschrittensten Yogis weltweit.
YOGA AKTUELL: Als Enkel von Sri K. Pattabhi Jois bist du mit Yoga groß geworden. Wie war es für dich, in diesem Umfeld aufzuwachsen?
R. Sharath Jois: Es war großartig! Ich kann mich wirklich glücklich schätzen. In meiner Kindheit kamen sehr viele Yogaschüler zu uns nach Hause. Sie waren Teil der Familie. Mit sieben Jahren habe ich das erste Mal einige Asanas ausprobiert. Aber damals hat mich das noch nicht wirklich interessiert. Erst als ich 19 war, habe ich angefangen, mit meinem Großvater richtig zu praktizieren. Ich war sehr viel mit ihm zusammen und habe nach und nach mit dem Unterrichten angefangen.
Was hat dir dein Großvater auf dem Yogaweg mitgegeben?
Eine ausgesprochen gute und fundierte Yogapraxis. Asanas, Pranayama – alle diese Aspekte habe ich von ihm gelernt. Wir haben mehr als zwanzig Jahre miteinander praktiziert. Im Yoga gibt es so viel zu lernen. Er ist eine lebenslange Praxis. Yoga ist nichts Ausgefallenes. Er ist ein natürlicher Prozess, der in deinem Inneren passiert, solange du authentisch bleibst und regelmäßig praktizierst. Dann passiert Yoga in dir. Das ist eigentlich alles.
Wie sieht deine eigene Yogapraxis aus?
Yoga passiert die ganze Zeit, in jedem Moment. Wenn du mich nach meiner Asanapraxis fragst: Also, ich übe jeden Morgen zwischen 1.30 und 3.30 Uhr. Jeden Tag nehme ich mir eine andere Serie vor. Das will ich unbedingt beibehalten. Um 4.30 Uhr beginne ich mit dem Unterrichten. Das dauert ungefähr bis 11.30 Uhr. Danach bin ich meistens mit meiner Familie zusammen. Mir bleibt sehr wenig Zeit für andere Dinge. Abends unterrichte ich wieder. Die Zeit vergeht so schnell. Ich verbringe eigentlich die meiste Zeit des Tages mit Unterrichten.
Hat sich an deinem Unterrichtsstil über die Jahre hinweg etwas verändert?
Nein, ich unterrichte noch genau so, wie es mir mein Großvater beigebracht hat – und […]