Es kann unser bester Freund sein oder unser größter Feind – YOGA AKTUELL traf Sadhana und Keval Pezet im Shanti-Mandir-Ashram in Indien und befragte die beiden Yogalehrer zur Bedeutung des „inneren Instruments“.
Antahkarana ist gemäß der Samkhya-Philosophie das subtile und facettenreiche Werkzeug, mit dessen Hilfe der Mensch in der irdischen Welt navigiert. Häufig verwenden wir im Deutschen die Wörter „Geist“ oder „Verstand“ (im Englischen mind), um die vielschichtigen Bereiche dieses mentalen Gefüges in einem Oberbegriff zu benennen. Durch ein Verständnis dieses Werkzeugs und viel Übung können wir Antahkarana zu unserem stärksten Verbündeten machen.
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Der Begriff „Geist“ und wofür er steht, wird je nach Kontext und Übersetzung häufig unterschiedlich ausgelegt. Aus was setzt sich Geist im yogischen Verständnis zusammen?
Sadhana: Die yogische Landkarte des Geistes und seiner Instrumente –
Antahkarana – ist wahrscheinlich eine der umfassendsten, die wir finden können. Hierin wird er als ein weites Feld abgebildet, das in Bezug auf seine Funktionen sehr facettenreich ist.
Die erste Funktion ist zunächst einmal praktisch; dieser Aspekt wird Manas genannt, er nutzt die Sinne als Instrumente, um Informationen von unserer äußeren Umgebung zu erlangen. In Manas werden diese Informationen gesammelt. Vieles davon bleibt allerdings unbeachtet und unverarbeitet aufgrund des enormen Inputs – das Wachbewusstsein kann nur mit einer bestimmten Menge dieses Materials arbeiten. Dann werden zwei weitere Aspekte involviert. Der eine ist Ahamkara, der so genannte „Ich-Macher“, der auch als Ego bezeichnet wird. Der Ich-Macher versucht, sich die Informationen anzueignen, die durch die Sinne zu Manas kommen. Das Ego mag manche Dinge und andere nicht – hier spielt sich also das Muster von Attraktion und Aversion ab, von Aneignung, Identifikation und Anhaftung. Der dritte Aspekt ist ein wenig komplexer. Diese Dimension ist Chitta, das Repositorium, in dem alle Eindrücke, die zu uns kommen, gespeichert werden. Aus der yogischen Perspektive betrachtet, erfährt eine Seele viele Leben – somit werden die Eindrücke vieler Lebzeiten in Chitta gespeichert. Diese Eindrücke oder Samskaras haben Ladungen; sie bilden unsere Reaktionsmuster, die uns wiederum dazu veranlassen, auf ganz bestimmte Weise auf die verschiedenen Erfahrungen im Leben zu reagieren.
Wir haben also das, was die Psychologie unterbewusstes Material und Ego nennt, welche mit den rohen Informationen arbeiten, die […]