Sexualität ist in spirituellen Kreisen oft immer noch ein Tabu-Thema und wird von zahlreichen Konzepten und Vorstellungen überlagert, die ein Hindernis für echte Intimität darstellen. Wie können wir zu einer natürlichen Sexualität zurückfinden, die sich aus unserem wahren Selbst nährt?
Warum ist Sexualität im spirituellen Kontext ein solch explosives Thema? Könnte es sein, dass wir kulturell und sozial darauf programmiert sind, unsere Spiritualität und unsere Sexualität nicht miteinander zu verbinden? Als ob sie in irgendeiner Weise im Widerspruch oder sogar im Gegensatz zueinander ständen! Oder könnte es daran liegen, dass das Thema ein Spektrum von Konzepten an die Oberfläche bringt, welches von Scham und Schuldgefühlen bis zu „richtig und falsch” oder „gut und böse” reicht? Als Amerikaner lebe ich im sexuell verwirrtesten Land der Welt. Nirgendwo sonst sehe ich so viel Widersprüchlichkeit zwischen dem offenkundigen amerikanischen Motto „Sex sells“ und der sozial belastenden öffentlichen Diskussion über Sex. Fast jeder hat Sex, fast jeder erlebt den inneren Drang nach einer sexuellen Beziehung, und jeder ist durch Sex überhaupt hier auf der Welt. Und dennoch fühlen sich viele Leute angesichts privater oder öffentlicher Diskussionen, in denen Sex thematisiert wird, unwohl.
Sexualität als Konzept
Sowohl Yoga als auch Sexualität sind Konzepte des Geistes. Sex ist zweifellos ein körperlicher Akt, wohingegen Sexualität das ist, was Sex unserer Auffassung nach bedeutet, unabhängig vom Geschlechtsakt selbst. Das Konzept von Yoga ist genauso subjektiv wie das Konzept von Sexualität. Ich kann nicht Liebe „machen“, ebensowenig wie ich Yoga „machen“ kann. Aber ich kann sowohl Liebe als auch Yoga als meine wahre Natur erfahren, denn letztendlich sind sie ein- und dasselbe. Dies wird klar, wenn „Erfahrung“ im Kontext dessen verstanden wird, was hinter dem Wissen liegt. Hinter dem Geist gibt es nur Raum und Materie. Unsere Natur besteht einfach darin, zu leben. Sexualität wohnt dem Leben inne, und das Leben wohnt der Natur inne. Sexuelle Energie ist neutral, so wie die gesamte Natur. Sie hat keine Präferenz, sondern lediglich eine Richtung. Wir können unserer natürlichen Sexualität erlauben, hervorzutreten, oder wir können Konzepte über Sexualität kreieren, die zu Hindernissen werden. Wenn wir glauben, Yoga sei dies oder jenes, lernen wir schließlich, dass sich „dies oder jenes“ verändert. Und genauso ist es mit Sex. Aus diesem Verständnis heraus […]