Vom Swinging London nach Rishikesh. Als die Beatles in den Ashram einzogen
Weiß gewandete Menschen mit leuchtenden Blumenketten vor typisch indischer Kulisse, diesem einzigartig dichten Flair aus staubig, exotisch, unerklärlich und wunderschön – ein solches Bild fällt wohl den meisten zum Ashram-Aufenthalt der Beatles in Rishikesh ein. Glückliche Gesichter, eine Optik, die Frieden und Spiritualität ausstrahlt. Doch wie viel steckt dahinter ist die Frage: War es nur Attitüde, die John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr 1968 dazu bewegte, sich in den Ashram von Maharishi Mahesh Yogi zu begeben? Mal kurz auf Stippvisite in den Ashram – ein bisschen spirituell angehauchte Indienromantik als Abenteuer für die Seele und/oder Futter für die Kameras der Presse einfangen? Vom Hippie-Zeitgeist erfasst auf Sinnsuche gehen? Oder war es vielleicht von allem ein bisschen, was die vier jungen Männer aus Liverpool, die als die Beatles in die Geschichte eingingen, damals an diesen Ort führte?
Nichts von alledem trifft zu – so hat man den Eindruck, wenn man den Aussagen von Paul Saltzman folgt, einem mittlerweile renommierten Filmemacher, der hautnah dabei war, als die Berühmtheiten von der Themse in Rishikesh die Transzendentale Meditation erlernten, und eine Vielzahl sehr persönlicher Aufnahmen von ihnen schoss, die er zusammen mit Anekdoten über die damit verbundenen Erlebnisse in einem jetzt neu erschienenen großformatigen Bildband präsentiert. Wenn man den Aufenthalt der vier legendären Musiker unbedingt auf eine Formel bringen will, so greift möglicherweise noch am ehesten das Klischee von den im Grunde bedauernswerten Stars, die obwohl einerseits reich und berühmt auf der anderen Seite innerlich leer und ausgebrannt sind.
Zumindest passt dies zu einem Satz, den George Harrison im Ashram gegenüber Saltzman äußerte und der diesen bis heute beeindruckt: “Wir sind immerhin die Beatles, nicht wahr? Wir haben so viel Geld, wie man es sich nur erträumen kann. Wir sind so berühmt, wie man es sich nur wünschen kann. Aber das ist keine Liebe. Es ist keine Gesundheit. Es ist kein innerer Frieden. Oder?“
Saltzman lernte die Beatles kennen, als er in den Ashram kam, um sein gebrochenes Herz zu heilen: Der damals 24jährige Kanadier – einer inneren Eingebung folgend zur Selbstfindung nach Indien gereist – hatte von zu Hause soeben einen Goodbye-Brief […]