Spiritualität ist nicht allein den Erwachsenen vorbehalten – auch und gerade Kinder sind spirituell. Wie sich kindliche Spiritualität äußert, und wie man sie fördern kann, erfahren Sie hier.Die Spiritualität zeigt sich in Augenblicken: Ein Kind ist absorbiert von dem Bild, das es gerade malt. Ein Baby blickt in die Augen seiner Mutter. Ein Mädchen spielt mit seiner Puppe. Verschmolzen mit dem Augenblick, nicht getrennt von äußeren Objekten, zeitlos, fließend. Täglich erlebt ein Kind hunderte Male diesen magischen Zustand der Präsenz und der Verbundenheit. Ein Erwachsener meditiert oder macht Yoga, um dorthin zurückzukommen. Wenn ein Erwachsener von seinen spirituellen Erfahrungen spricht, erzählt er oft etwas aus seiner Kindheit, berichten die Forscher Rebecca Nye und David Hay in ihrem Buch „Children’s Spirituality“. Die Experten auf dem Gebiet der kindlichen Spiritualität definieren Spiritualität als etwas, das jedem angeboren ist. Jedes Kind ist somit spirituell.
Kinder haben einen natürlichen Drang, die Welt zu begreifen und sie sich anzueignen. Wer ein Kind beim Malen eines Bildes beobachtet, erkennt seine angeborene Spiritualität: Das Kind empfindet große Aufmerksamkeit und ist konzentriert auf das Hier und Jetzt. Es befindet sich im Zustand fließender Aktivität und ist mit seinem ganzen Körper darin verankert. Sein Gespür für das Geheimnisvolle inspiriert das Kind, sein Bild zu malen. Es ist erstaunt über die Farben und macht sich Vorstellungen davon, was in seinem Bild geschieht. Das Kind ist in einem Gefühl von Freude für sein Tun. Es hat die Gewissheit, dass letztlich alles gut ist und einen Sinn hat. Die Kriterien, die die kindliche Spiritualität ausmachen, haben Rebecca Nye und David Hay in ihrem Buch benannt:
- das Empfinden von Aufmerksamkeit
- die Konzentration auf das Hier und Jetzt
- der Zustand von fließender Aktivität
- Focusing (in der Sprache des Körpers)
- das Gespür für das Geheimnisvolle der Wirklichkeit
- Erstaunen und Ehrfurcht
- sich Vorstellungen machen
- ein Gefühl für das Wertvolle, ausgedrückt durch Freude oder Verzweiflung
- die Überzeugung oder Hoffnung, dass letztlich alles gut ist
- Sinngebung
Die Rolle von Bindungen und vertrauensvollen Beziehungen
Sowohl aus der Entwicklungspsychologie als auch aus der Neurobiologie ist bekannt, dass Babys vom ersten Augenblick ihres Lebens an versuchen, die Welt um sich herum aufzunehmen und zu verstehen. Das Bindungsverhalten spielt für die spirituelle Entwicklung des Kindes eine entscheidende Rolle. Die Bindungserfahrung […]