Die Kraft aus der Körpermitte bringt nicht nur für die Yogapraxis Stabilität und Energie. Ein universelles Prinzip, kurz und prägnant vorgestellt
„Core” bedeutet Kern und bezeichnet den Körperraum zwischen Beckenboden und Zwerchfell. Die Integration der Körpermitte sorgt einerseits für eine gesunde Beckenaufrichtung und die Stabilisierung des unteren Rückens, andererseits richtet sie den Oberkörper über dem Becken aus. Die Tiefenmuskulatur ist für die Stabilisierung und Entlastung der Lendenwirbelsäule zuständig. Oft sind die tief liegenden Stabilisatoren nicht ausreichend gestärkt oder werden kaum eingesetzt. Als Ausgleich übernehmen die größeren, weiter an der Oberfläche liegenden Mobilisatoren die Haltearbeit. Man spricht hier von einer Muskeldysbalance. Fehlhaltungen, Verspannungen, Verkürzungen, Überdehnungen und Bandscheibenprobleme können unangenehme Folgen sein. Um die Ursache hiervon zu beheben, muss an einem „Rollentausch“ von Stabilisatoren und Mobilisatoren gearbeitet werden. So kann die ursprüngliche Muskelbalance wieder hergestellt werden.
Stabilisierung des Körpers durch Aktivierung des queren Bauchmuskels (TA)
Der wichtigste Muskel zur Stabilisierung und Entlastung der Lendenwirbelsäule ist der quere Bauchmuskel, lat. Musculus transversus abdominus (TA). „Berühmt” geworden ist er vor allem durch die Pilates-Methode – hier ist er ein zentraler Muskel im sogenannten Powerhouse. Aber auch in der Yogapraxis ist sein Einsatz für eine rückenschonende, zentrierte und kraftvolle Praxis sinnvoll. Ist er gestärkt und in den Asanas aktiviert, können viele Rücken- sowie Haltungsprobleme verbessert oder behoben werden.
Als tiefste Bauchmuskelschicht setzt er quergestreift an den unteren sieben Rippenknorpeln, am Leistenband und am Beckenkamm an. Die Muskelfasern verlaufen dorsal (Richtung Rücken) bis zu den Lendenwirbeln, und der Muskel korsettiert sozusagen den Rumpf. Durch Zugspannung des Nabels zur Wirbelsäule und Einrollen der Bauchmuskeln kann der Muskel aktiviert werden. Insbesondere, wenn sich mit der Ausatmung die Bauchdecke senkt, kann diese natürliche Bewegung – da der TA auch ein Expirationsmuskel ist – organisch über den Nabelzug weiter in die Tiefe bis an die WS geführt werden. Das Nach-innen-und-oben-Ziehen des Beckenbodens verstärkt den Effekt durch Beckenstabilisation und -aufrichtung, die Lendenstrecker des unteren Rücken werden zusätzlich verlängert.
Core Integration in der Yogapraxis
Die Aktivierung des queren Bauchmuskels kann in die Ausführung sämtlicher Asanas übertragen werden. In den Stützpositionen wie schiefe Ebene, Seitstütz oder Handstand ist die Einbeziehung der tiefen Bauchmuskulatur unbedingt erforderlich. Es ist ein „Sich-in-die-Tiefe-Arbeiten“– sowohl physisch, als auch auf einer feinen energetischen Wahrnehmungsebene. Werden die tiefen Bauch- und Beckenbodenmuskeln z.B. in Standpositionen wie Krieger I + II eingesetzt, sind Beckenaufrichtung und der anatomische Ausgleich zur Hyperlordose leicht gemacht. Integration der Bauchkraft bedeutet aber nicht nur Stabilisierung des […]