Ein kleiner Ort in Rajasthan: Hier steht der einzige Tempel, in dem der Schöpfergott Brahma verehrt wird. Streif mit uns durch Pushkar und entdeck die Mythologie rund um Brahma und um den Fluch, den ihm seine göttliche Gattin Savitri auferlegte.
Es gibt keinen weiteren Brahma-Tempel auf der Welt, selbst Statuen von ihm sind selten.
Brahma, Vishnu und Shiva sind das göttliche Dreiergespann des Hinduismus. Brahma ist der Erschaffer, Vishnu der Erhalter und Shiva der Zerstörer. Doch während Millionen von Pilgern Shiva oder Vishnu in einem ihrer unzähligen Tempel huldigen, wird Brahma kaum verehrt. Der einzige Brahma-Tempel Indiens steht im kleinen Städtchen Pushkar im ländlichen Rajasthan. Warum wird der Schöpfergott der Hindus nur hier verehrt? Und warum nur von ganz bestimmten Menschen? Eine Spurensuche in einem Ort voller Brahmanen, Pilgern und Göttergeschichten.
Schritt für Schritt, langsam und gemessen, als bewege sie sich über einen Laufsteg, geht sie über den gepflasterten Platz auf das Ufer zu. In einigem Abstand folgt eine zweite. Und dann, als habe Zeit keine Bedeutung, bleiben beide stehen, vor dem See, vor den blau getünchten Häusern, die sich rund um die fast rechteckige Wasserfläche erheben, vor den Treppen, die vom Wasser zu den Häusern heraufführen. Sie stehen und kauen – zwei Kühe, eine braune und eine weiße.
Ein paar Meter weiter verneigt sich ein Mann mit kurz geschnittenem, grau meliertem Bart und einer ausgebleichten, ehemals orangefarbenen Robe vor den ersten Sonnenstrahlen des Tages, die gerade ihren Weg zwischen zwei Hausdächern hindurch finden. Zwei sandfarbene Hunde liegen auf den Stufen und dösen. Plötzlich springt einer auf, der andere jagt hinterher, und bellend rennen sie einem Affen mit weißem Fell und schwarzem Gesicht nach, der sich unbeeindruckt, schnell und elegant auf einen Mauervorsprung schwingt und den Hunden keine weitere Beachtung schenkt.
Still geht ein Sadhu vorbei, einer der Bettelmönche, die dem weltlichen Leben abgeschworen haben und im Verzicht ihren Weg zur Erleuchtung sehen. Er trägt ein weißes Tuch um die Hüften. Ein weißer Bart und lange, graue, filzige Haare, von einem weißen Turban gekrönt, umrahmen sein Gesicht. Im Abstand von einigen Schritten folgt eine Gruppe weiterer Sadhus, orange gewandet, einer von ihnen mit tiefschwarzem Bart, die anderen ebenso bärtig und mit Haaren in verschiedenen Grauschattierungen. Sie setzen […]