Über Wege, die wir kreieren, und jene, die uns passieren – vertrauensvoll den Lebensweg zu gehen und anzunehmen, was uns dort begegnet, verlangt gleichermaßen Eigenverantwortung wie auch eine Offenheit für höhere Fügung, die wir nicht immer sofort erkennen oder verstehen.
Suchen – das ist Ausgehen von alten Beständen und ein Finden-Wollen von bereits Bekanntem im Neuen. Finden – das ist das völlig Neue! Das Neue auch in der Bewegung. Alle Wege sind offen, und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer!
Pablo Picasso
Menschen, die sich bewusst die Zeit nehmen, sich vom Alltag und von der Welt abzuwenden, um Tieferes, Höheres und Erhabeneres zu erfahren, tun dies aus unterschiedlichen Gründen. Egal, ob es dabei nur um ein paar Augenblicke des Innehaltens geht, um ein Sabbatical oder um ein unbefristetes Retreat: Dahinter schlummern unterschiedlichste Absichten, Schicksale, Schmerzen, Hoffnungen und Visionen. Was aber alle ernsthaft und leidenschaftlich Suchenden erfahren: Die anfängliche Zielvorstellung gleicht nicht jenem Ort, an dem man schlussendlich ankommt; egal, ob dies früher oder später geschieht, und egal, ob mit oder ohne Abkürzungen und Umwege.
Ziele
Als ich mit Anfang zwanzig nach Asien aufbrach, war mein Ziel nichts Geringeres, als den buddhistischen Weg bis zur Erleuchtung zu gehen. Bis mich mit den Jahren eine wahrhaftigere Selbsteinschätzung eines Besseren belehrte und mich zurück auf den allzu menschlichen Boden der Realität brachte.
Auch wenn in manchen esoterischen Kreisen Erleuchtung, Erwachen oder vollkommene Befreiung gerne bis ins Detail besprochen und ausdiskutiert wird: Ich bin der Ansicht, dass solche Gespräche wenig zielführend sind, denn sie erinnern mich an Blinde, die sich über Farbenpracht unterhalten. Denn es wird mit blumigen Worthülsen und abgehobenen Konzepten versucht, etwas Nicht-Denkbares intellektuell zu begreifen.
Meine spirituellen Ziele sind mit der Zeit und den Erfahrungen bescheidener, aber dafür realistischer und alltagsbezogener geworden. Allein schon die Erkenntnis, dass ich mich etwas weniger und kürzer in Emotionen wie Schmerz, Traurigkeit, Angst oder Wut verwickle, nehme ich dankbar als Erfolg wahr, und dass Lebensfreude und Gelassenheit etwas öfter meine Grundstimmung ausmachen. Was für ein Segen ist es, dass ich mich etwas weniger in der Illusion von Vergangenheit und Zukunft […]