Swami Vishnu-devanandas spektakulärer Flug über die Berliner Mauer im September 1983: eine besondere Episode in der jüngeren Geschichte des Yoga.
Vor dreißig Jahren – Deutschland war noch ein geteiltes Land – verfasste in Ostberlin ein Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit einen „Vermerk zum Stand der vorliegenden Erkenntnisse zum Yoga [sic!] VISHNUDEVANANDA, Swami“.
Nach zahlreichen internen Berichten, Informationen und Protokollen, die teilweise mit dem Stempelaufdruck „Streng geheim!“ versehen sind und überwiegend aus dem Jahr 1983 stammen, wurden hier nun die Ereignisse vom 15. September des Vorjahres abschließend bewertet. So heißt es in diesem Vermerk unter anderem: „Außer den Informationen, Berichten und Dokumentationen zum Vorkommnis am 15. September 1983 konnten bisher keine weiteren Erkenntnisse zum Aufenthalt, beabsichtigte oder ausgeführte Aktivitäten des V. nach seiner Ausweisung nach Westberlin erarbeitet werden, auch nicht aus Presseveröffentlichungen. Das Leichtbauflugzeug wurde ordnungsgemäß eingezogen und lagert derzeitig verpackt – entsprechend der Aservatenordnung – bei der HA IX/6.“ (BStU, MfS-ZKG, Nr. 1501, Seite 6)
Das Vorkommnis „Luftraumverletzung“
Der Traktorist Albert Kotschote staunte nicht schlecht, als am Morgen des 15. September 1983 ein mit rotem Nylon bespanntes Leichtflugzeug mit einem in Weiß und Orange gekleideten Inder zur Landung hinter dem St. Josephs-Krankenhaus ansetzte. Auch Schüler, die gerade auf dem Weg zur 10. Polytechnischen Oberschule „Erwin Nöldner“ waren, sowie Mitarbeiter des Krankenhauses reckten verblüfft die Köpfe, als das von einem Rasenmähermotor angetriebene Fluggerät zur Landung auf dem Acker ansetzte. Einer der Schüler, am gleichen Tag um 8.30 Uhr von der Polizei als Zeuge befragt, gab zu Protokoll, der Drachengleiter mit Motor hätte ein „knatterndes Geräusch wie von einer Motorsäge“ gemacht, und der Pilot hätte den anwesenden erwachsenen Personen fortwährend das Wort „Police“ zugerufen. Albert Kotschote sagte aus, er hätte Astern geschenkt bekommen und ansonsten lediglich die Worte „Indien, Frieden und Westberlin“ verstanden.
Alle Aussagen stimmen darin überein, dass es Swami Vishnu-devananda nach der geglückten Landung nicht lange auf seinem Sitz zwischen dem Flugzeuggestänge hielt. Er nahm den weißen Helm ab, legte die Handflächen zum indischen Gruß Namaste aneinander, griff in seine Hosentasche, entnahm ein paar Blumen und überreichte sie an die umstehenden Arbeiter. Keiner der anwesenden Zeugen verstand Englisch. Dennoch bekamen sie mit, dass Swami Vishnu-devananda nach der Polizei verlangte, die zwanzig Minuten später eintraf.
Drei Stunden Verhör
Mitarbeiter des Ministeriums […]