Der bekannte Journalist Gert Scobel über die reale Erfahrung, dass es kein Ich gibt, und über Meditation als Brücke zum hilfreichen Handeln.
Was ich aber festhalten möchte, ist, dass die Erfahrung des Erwachens keine Fiktion, keine bloße Vorstellung oder Utopie ist, sondern eine höchst reale Erfahrung – ein Teil der tatsächlichen Realität.
Gert Scobel, u.a. durch die wöchentliche Sendung „Scobel“ einem breiten Publikum bekannt, veröffentlichte ein tiefgehendes Buch mit dem Titel NichtDenken. Der Fernsehmoderator und Honorarprofessor für Philosophie und Interdisziplinarität schenkt uns darin Impulse für eine profunde Transformation von Körper, Geist und Gesellschaft. Was genau Scobel unter „NichtDenken“ versteht, erklärt er in diesem Interview.
Interview
YOGA AKTUELL: Sie bereichern den Fernsehsender 3sat mit Ihrer Sendung „Scobel“ und setzen sich dort ernsthaft mit Themen wie Yoga, Buddhismus etc. auseinander. Sie selbst praktizieren Zen. Wie sind Sie zum Zen gekommen, und was fasziniert Sie daran?
Gert Scobel: Das ist eine lange Geschichte: sowohl die hin zur Meditation als auch die, Journalist zu werden, was ursprünglich ja kein Ziel gewesen ist, das ich mir vorgenommen hatte. Der Ursprung von all dem ist eigentlich, dass ich mit ungefähr mit fünfzehn Jahren Probleme mit dem Rücken hatte. Durch die Bekanntschaft mit einer älteren Dame, die in der Nachbarschaft lebte, lange im Ausland gelebt hatte und Yoga praktizierte, lernte ich Yoga ebenfalls kennen – was damals kaum verbreitet war. Ich habe dann lange Jahre Yoga geübt und begann, mich intensiver für das zu interessieren, was Yoga bedeutete. Das brachte mich mit der ersten Literatur über Meditation in Kontakt. Bald merkte ich jedoch, dass ich mit den spezifischen Vorstellungsübungen des Yoga nicht allzu viel anfangen konnte – das war und ist einfach nicht meine Form der Meditation. Nach einigem Hin und Her stieß ich damals dann auf ein Buch, das der spätere MDR-Intendant Udo Reiter herausgegeben hatte und das verschiedene Formen von Meditation vorstellte, darunter auch Zen-Meditation. In diesem Buch gab es auch zu jeder Meditationsform einen Ansprechpartner und eine Adresse, die man anschreiben konnte – was ich tat. Es war die Adresse der von Jesuiten geführten Sophia University in Tokio. Am Ende brachte mich die persönliche Begegnung mit Pater Enomiya-Lassalle zu Zen. Lassalle war für Deutschland, aber auch darüber hinaus einer der wichtigsten […]