Die Yoga- und Meditationslehrerin Ursula Lyon ist Gründungsmitglied des Vereines „Buddhismus im Westen“ und war langjährige Schülerin von Ayya Khema. In YOGA AKTUELL spricht sie über eine stimmige individuelle Praxis und Lebensfreude durch die Fähigkeit, die Gegenwart anzunehmen.
Ursula Lyon ist Yogapraktizierenden und Meditierenden nicht nur in Österreich ein Begriff. Geboren 1928 in Köln und lange durch die Welt gereist, landete sie schließlich in Wien, wo sie als aktives Mitglied der Theravada-Schule Yoga und Meditation unterrichtet, aber auch in den buddhistischen Zentren im deutschsprachigen Raum immer wieder Seminare hält. Ihre ansteckende Lebensfreude ist für viele Inspiration und Vorbild.
YOGA AKTUELL: Ursula, wenn man zu Yoga und Meditation recherchiert, zeigt sich, dass du als authentische Persönlichkeit in diesem Feld wahrgenommen wirst. Wie bist du zu Yoga und Buddhismus gekommen?
Ursua Lyon: Ich kam 1960 in Brasilien mit Yoga in Kontakt. Vorher hatte ich autogenes Training gemacht, das mir aber zu statisch war. In São Paulo gab es jemanden, der Yoga nach Indra Devi praktiziert hatte. Das hat mich sehr begeistert. 1964 kam ich nach Deutschland zurück und begann zu suchen. Damals gab es noch sehr wenig. Ich sah mir einfach alle unterschiedlichen Richtungen an.
1977, da gab es schon den BDY, machte ich meine Prüfung zur Yogalehrerin. Damals musste man nur ein kleines Papier schreiben und vor einem Plenum eine Yogastunde halten. Ich sah mich weiter um, um mir einen eigenen Weg zu suchen und aus allem, was ich lernte, einen eigenen Stil zusammenzubauen. Auf diesem Weg streifte ich auch Sivananda und Iyengar – da gab es einfach immer unterschiedliche Moden.
Ich begann dann Übungsfolgen zu machen, also die Übungen ineinanderfließen zu lassen. Damals war das unmöglich! Es war einfach kein Trend. Nach zehn Jahren waren plötzlich Karanas modern, also genau das, was ich machte.
Im Buddhistischen Zentrum Scheibbs (Österreich) kam ich schließlich durch meinen Mann zur Achtsamkeitsmeditation. Mich faszinierten Samatha (zur Einheit kommen) und Vipassana (zur Einsicht kommen). Ich konnte das anfangs nicht auseinanderhalten. Ich trennte damals Meditation und Yoga, bis ich beides verbinden konnte. 1985 lernte ich Ayya Khema, meine buddhistische Lehrerin, kennen. Sie lehrte mich, in die Vertiefung zu gehen (Samatha) und mich zu beobachten (Vipassana) und mich mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen. Samatha ist die yogische Meditation, um […]