Die Magie der heiligen Zauberpilze – ein Überblick über psychoaktive Pilze und ein Erfahrungsbericht zu psilocybinhaltigen Pilzen.Pilze sind einzigartig. Sie gehören weder zum Tier- noch zum Pflanzenreich. Einerseits besteht ihre Zellwand aus Chitin, das den Panzer verschiedener Käfer bildet, andererseits sehen sie aus wie Pflanzen und können sich wie diese nicht selbstständig von ihrem Platz wegbewegen, betreiben aber keine Photosynthese, die jede Pflanze zur Energiegewinnung benutzt.
In der Nacht vom 28. zum 29.6.1955 wurden Valentina und Gordon Wasson als erste westliche Forscher von der mazatekischen Schamanin Maria Sabina in die Geheimnisse der heiligen Pilze eingeweiht. Sie folgten der Einladung der Curandera (span. Heilerin) aus Mexiko und nahmen an einer Pilzzeremonie (Velada, span. Nachtwache) teil, die das Leben aller Beteiligten entscheidend verändern sollte. Niemand ahnte damals, welche Auswirkungen diese Begegnung haben würde. Ihr Artikel im Life-Magazin löste weltweit eine Welle des Interesses an den heiligen Pilzen aus.
1958, also drei Jahre später, gelang es dem Naturstoffchemiker Dr. Albert Hofmann, die beiden Wirkstoffe Psilocybin und Psilocin zu isolieren, die für die psychedelische Wirkung der Pilze verantwortlich sind. Er hatte bereits zuvor das LSD 25 aus dem Mutterkornpilz (Claviceps purpurea) synthetisiert und damit ein Psychotherapeutikum von ungeheurer Potenz entdeckt.
»Der „Weg des Pilzes“ ist alt, ehrwürdig und für viele heilig. Ich bin zuversichtlich, dass die Fähigkeit der Pilze, dem Menschen zu einer neuen Art von Bewusstsein zu verhelfen, entdeckt wird. Dabei soll man vorsichtig, aufmerksam, respektvoll und weise sein. Der Pilz wird unser Lehrer sein.« (Paul Stamets; Psilocybinpilze der Welt 1999)
Alles hatte sich aufgelöst
Eine junge Deutsche erlebte eine Velada (s.o.) in Mexiko. Ein spiritueller Freund hatte ihr zuvor gesagt, er könne spüren, dass sie möglicherweise bald Samadhi erfahren werde. Viele Meditierende wünschen sich, dahin zu kommen, nicht wissend, dass diese Auflösung der Dualität extreme Ängste hervorrufen kann.
Sie hatte dieses Gespräch längst vergessen, als sie die Einladung zu einem Ritual mit den heiligen Kindern (span. los niños santos), wie die Pilze liebevoll genannt werden, erhielt. Eine Frau mittleren Alters leitete die Zeremonie, und ihr Mann unterstützte sie dabei. Da beide sehr erfahren waren, ließ die junge Frau sich auf dieses Abenteuer ein. Sie berichtet:
Mein Freund und ich kauten die bitter schmeckenden Pilze und warteten. Plötzlich veränderte sich alles, was ich mit […]