Je mehr Yogalehrer es gibt, umso eher haben wir vielleicht den Eindruck, dass wir mit anderen konkurrieren müssen. Einerseits gilt es, sich diesen Gefühlen mutig und achtsam zuzuwenden. Andererseits können strategische Schritte dabei helfen, unser ganz individuelles Licht noch heller zum Strahlen zu bringen.
Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es. Aber ist Yoga ein Geschäft? Geht es nicht um Verbindung statt um Wettbewerb? Und wie ist man als Yogalehrer „besser“ als die anderen? Zunächst schüttelt man als Yogini also über konkurrierende Kollegen den Kopf und weist Neid und Eifersucht beherzt von sich. Doch wer seinen Lebensunterhalt überwiegend mit Yoga verdient, kann leicht nervös werden bei dem Gedanken, dass es laut aktuellen Schätzungen um die 20.000 Yogalehrer in Deutschland gibt. Und jedes Jahr kommen Tausende hinzu. Nicht immer gelingt es, darauf zu vertrauen, dass es genug Platz und Schüler für alle gibt. Wenn ein Seminar mangels Teilnehmern abgesagt werden muss und das Guthaben auf dem Bankkonto gefährlich schrumpft, schielt man schon einmal auf den Kollegen, dessen Workshops anscheinend immer voll sind. Wer ein Yogastudio betreibt, wird sich spätestens dann mit dem Thema Konkurrenz auseinandersetzen, wenn ganz in der Nähe des eigenen Yogastudios ein zweites, vielleicht größeres oder moderneres eröffnet.
Auch Lehrer sind noch auf dem Weg
Dass Ängste auftauchen, ist zunächst nicht negativ zu bewerten. Denn es ist zutiefst menschlich. Geht es um die wirtschaftliche Existenz, haben manche Befürchtungen durchaus Beachtung verdient. Zudem sind die meisten von uns in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der der (Leistungs- und Bankkonto-)Vergleich und der Wettbewerb mit anderen im Vordergrund stehen. Auch als Yogalehrende können wir diese Muster nicht von einem Tag auf den anderen abschütteln. Kein Grund also, hart mit sich ins Gericht zu gehen. „Solange ich meine Kleshas und mein Ego nicht völlig aufgelöst habe, werden sich menschliche Muster wie Vergleichen und Konkurrenzdenken immer wieder zeigen“, sagt auch der österreichische Yoga- und Meditationslehrer Florian Palzinsky, der 12 Jahre lang als buddhistischer Mönch in Sri Lanka gelebt hat. „Wenn ich mir bewusst mache, dass hier mein Ego am Wirken ist, sehe ich darin kein Problem – sondern nur einen Hinweis, dass ich noch nicht erleuchtet bin,“ ergänzt er augenzwinkernd. „Problematisch wird es dann, wenn ich mich in diesem Denken verstricke und andere Yogalehrende nicht mehr […]