Brunnenkresse war in früheren Zeiten fast überall wild verfügbar und eine klassische Selbstversorgerpflanze. Der würzig scharfe und überaus wohlschmeckende Salat aus frischer Brunnenkresse stand sowohl bei den Bauern als auch beim Adel hoch im Kurs. Doch seit den Zeiten der Industrialisierung erfuhr die Brunnenkresse ein leises Sterben, denn durch die zunehmende Verschmutzung der Bäche und Flüsse war das wilde Wachstum recht schnell zurückgegangen, da sie äußerst »sensibel« auf eine Verschlechterung der Wasserqualität reagiert.
In der Rückbesinnung auf die Brunnenkresse als gehaltvolle und gesunde Pflanze wurde Anfang des 19. Jahrhunderts in Erfurt ihr gezielter Anbau als Salatdelikatesse gefördert. Dafür wurde das klare Wasser des Flusses Gera in terrassenförmig gebaute Becken geleitet, die es langsam durchströmte. Die Brunnenkresse aus Erfurt erfreute sich größter Beliebtheit, vor dem Ersten Weltkrieg erfolgte sogar der Export in andere europäische Länder. Bis heute hat sich der Betrieb, leider in viel kleinerem Umfang, durch alle Zeitläufe hindurch erhalten und kann besichtigt werden. Die wasserliebende und äußerst vitale Pflanze kann aber nicht nur in Thüringen, sondern auch bei dir zu Hause auf dem Balkon oder im Garten angebaut werden. Die geschmacklichen und gesundheitlichen Aspekte werden auch dich überzeugen!
Brunnenkresse und ihre Wirkung
HIER WÄCHST SIE: Brunnenkresse braucht für ihr Gedeihen klares und möglichst langsam fließendes Wasser. Daher wächst sie typischerweise an Quellen und Bachufern und kann dort durchaus dichte, teppichartige Bestände bilden. Leider ist sie heute aber nicht mehr so häufig anzutreffen. Das liegt zum einen an der oftmals schlechten Wasserqualität, zum anderen an der Begradigung der Bäche, die dadurch unnatürlich schnell in tiefen Gerinnen abfließen. Natürliche, sumpfige Quellen, die Quellfluren ausbilden, wurden gefasst und nasse Stellen durch Drainagen trocken gelegt. Echte, naturbelassene Gebiete gibt es zum Glück noch, doch sie stehen häufig unter Naturschutz.
TIPP: Beim wilden Sammeln sei bitte vorsichtig vor möglichen Keimen und Erregern in verunreinigten Gewässern, besonders in der Nähe von Viehweiden. Hier besteht die Gefahr, sich Parasiten einzufangen. Darum muss der Oberlauf eines Gewässers, der über der Sammelstelle liegt, sorgfältig begutachtet werden. Wasche Triebe und Blätter bitte immer gut ab. Da die Brunnenkresse roh verzehrt wird, ist diese Vorsichtsmaßnahme wichtig. Blüten und junge Schoten können abgezupft werden.
SO WIRKT SIE: Hippokrates, der berühmte Arzt des Altertums, ließ sein erstes Krankenhaus in der Nähe eines Bachlaufes bauen. So hatte er stets frische Brunnenkresse für seine Patienten zur Verfügung. Reichlich Vitamin C und organische Schwefelverbindungen sind die Hauptinhaltsstoffe, die blutreinigend, blutaufbauend, harntreibend und entgiftend wirken. Gerade die Schwefelverbindungen bilden Isothiocyanate, die antikarzinogenes Potenzial besitzen. Dazu kommen Senföle, die Vitamine A, B1, B2 und E, Jod, Eisen, Phosphor, Kalzium, Bitterstoffe, Gerbstoffe sowie ätherische Öle. Dennoch sollte die Brunnenkresse nicht täglich und nicht in großen Mengen verzehrt werden, denn sonst kann es bei empfindlicher Konstitution aufgrund der Scharfstoffe zu Magenreizungen kommen. Die Brunnenkresse ist für eine Frühjahrskur besonders gut geeignet – und kann dann im Jahresverlauf immer wieder im Speiseplan berücksichtigt werden. Dabei sollte sie immer frisch und roh zubereitet werden. Zum Trocknen oder Kochen eignet sie sich nicht.
SAMMELHINWEISE: Blätter und Triebspitzen in milden Wintern ganzjährig, sonst von April-November. Blüten: Juni-September, junge Schoten: Juli-September
Brunnenkresse selbst angebaut
Auch wenn der Aufwand zu Beginn etwas größer ist, lohnt es sich in jedem Fall, im eigenen Garten an einem halbschattigen Ort Brunnenkresse zu kultivieren. Dazu wird eine Teichfolie von 100 cm × 100 cm ungefähr 40 cm tief im Gartenbeet vergraben und 20 bis 30 cm mit Erde aufgefüllt. So kann sich ausreichend Staunässe bilden. Nun wird ausgesät, oder es werden gleich mehrere Jungpflanzen eingepflanzt. Sobald diese gut verwurzelt sind, kann die Fläche auch gerne mit Wasser geflutet werden. Wichtig ist nur, dass die Fläche niemals austrocknet. Für den Balkon oder die Terrasse brauchst du an einer ebenso halbschattigen Stelle ein wasserdichtes halbiertes Fass, eine Wanne oder ein großes Pflanzgefäß mit mindestens 30 cm Tiefe. Dieses wird bis 5 cm unter den Rand mit Erde aufgefüllt. Nach der Aussaat oder dem Setzen von Jungpflanzen muss die Erde immerzu feucht gehalten werden. Sobald sich die Pflanzen stabilisiert haben, kann auch hier regelmäßig mit Wasser geflutet werden. Brunnenkresse kann auch auf deiner Fensterbank an einem schattigen Platz gezogen werden: Dazu brauchst du ein Keimglas, welches du im Fachhandel günstig erwerben kannst. Lass die Samen über Nacht in diesem Keimglas mit reinem Wasser quellen. Das überschüssige Wasser wird danach über das integrierte Sieb abgegossen und dann zum Keimen stehen gelassen. Die Samen müssen so täglich 2-mal gespült und gewässert werden und dann über dem Sieb abtropfen. Nach 3 bis 5 Tagen sind die Brunnenkressekeimlinge erntereif. Bei der Aufzucht von Keimsaat ist auf absolute Hygiene zu achten, sonst kann Schimmel oder eine ungewollte Verkeimung entstehen, und du züchtest dir gesundheitliche Risiken heran. Dies gilt übrigens für alle Keimlinge. Doch die Vitalität, die du damit »ernten« kannst, ist so groß, dass sich Achtsamkeit an dieser Stelle lohnt!
Und jetzt gibt’s was für den Gaumen:
PESTO VERDE VON DER BRUNNENKRESSE
Das schmeckt mit Pasta oder auf frischem italienischem Weißbrot
Für 1 Glas
100 g Blätter und Triebspitzen der Brunnenkresse
100 g Pinienkerne, Sonnenblumenkerne oder Mandeln
100 ml gutes Olivenöl Salz, Pfeffer, etwas Zitronensaft
Alle Zutaten in einem kleinen Mixer (Blender) oder mit einem Mörser zu einem Pesto verarbeiten. Die Masse darf gern noch grobstückig sein.
In einem sauberen Schraubdeckelglas hält sich das Pesto im Kühlschrank 1 Woche. Doch es schmeckt so lecker, dass es sicher sofort aufgegessen wird!
Dieses Rezept und die Informationen stammen aus dem Buch: „Die Wildpflanzenapotheke. Essbare Pflanzen, die nähren und heilen!“ von Dr. Markus Strauß. Es ist ein sehr empfehlenswertes Buch. Sehr informativ, wunderschön aufbereitet mit vielen Rezepten und Informationen. |