Eintauchen in den wiederaktivierten Unsterblichkeitscode: Eindrücke von der Maha-Kumbh-Mela 2013 Did you take a dip?“, werden wir mindestens zehnmal täglich gefragt. Das Dipping, das Eintauchen, hat auf der Kumbh-Mela oberste Priorität. Denn das Ziel der Kumbh-Pilger ist das rituelle Bad im Triveni-Sangam, dem Zusammenfluss der drei heiligsten Flüsse Indiens in Allahabad: Hier fließen Ganges, Yamuna und die mystische, geheimnisvolle Sarasvati zusammen. Die Pilger wollen sich von ihren Sünden befreien und Unsterblichkeit erlangen. Mit dem ersten Bad wird jegliche Negativität ausgespült, das zweite Bad ist göttlich und führt in einen ekstatischen Zustand. So jedenfalls erlebt dies Avijit, Manager des „Kumbh Cottage Camps“. Die Reinigung durch das rituelle Bad ist der Weg zur Unsterblichkeit, das Auflösen der sich endlos wiederholenden karmischen Muster, in denen wir uns permanent bewegen. Für Yogis und Yoginis ist die Verbindung zur Unsterblichkeit das Einswerden mit dem Selbst, dem innersten, göttlichen Kern, unsterblich und unendlich. Durch Asana-Praxis, Pranayama und Meditation wird der Körper durchlässiger, so dass das Selbst mehr und mehr durchscheinen kann. Durch das Öffnen des yogischen Körpers werden wir rezeptiver, können die Dinge auf uns zukommen lassen, aufnehmen und zulassen. Unsere eigenen Vorstellungen, Ziele, Wünsche und die äußere Welt kommen in Einklang und damit in den „Flow“. Anstatt in stressiger Multi-Tasking-Gewohnheit mit gehetztem Gefühl die nächsten Deadline-Termine einzuhalten, entwickelt sich ein eigener, innerer Rhythmus. Das Gefühl von permanenter innerer Freude ohne äußeren Grund wird mehr und mehr zum Dauerzustand. Dieser „Bliss-Flow“ wird in Indien traditionell als Amrta bezeichnet. Das ist der göttliche Nektar, auf den es die Yogis abgesehen haben. Das, was Yogis intern praktizieren, um Amrta fließen zu lassen, nämlich die energetische Reinigung durch Asana und Pranayama, die Aufladung und das Einswerden mit dem ewigen Selbst durch Meditation, geschieht auf der Kumbh-Mela extern, symbolisch und als Praxis von Millionen von Pilgern durch Snana, das Eintauchen im Triveni-Sangam.
Die sterbende Göttin?
Den Europäer, und somit auch uns, kostet das Baden in indischen Flüssen ein gewisses Maß an Überwindung. Die Umweltverschmutzung in Indien ist immens, die Flüsse sind schwer belastet. Fäkalien, industrielle Abwässer, Pestizidrückstände, Schwermetalleinleitungen sowie tote Körper von Mensch und Tier verursachen eine bedenkliche Wasserkontaminierung. Einige Flussgebiete übersteigen den WHO-Standard an fäkalen Bakterien für ein sicheres Bad um das 4000-Fache, der Ganges in Varanasi sogar um das […]