ll the truth comes from the oberservation of nature“, lautet ein Denkspruch der Nomaden.
Doch was die nicht sesshaften Bewohner der nordindischen Region Ladakh um sich herum beobachten, ist eine bittere Wahrheit: In den Tälern des westlichen Himalaya, auf 4860 Metern (Spanshang Valley) und auf 5230 Metern Höhe (Dat Valley), gibt es kaum noch Wasser, das Gras für die Ziegen und Rinder verschwindet vollständig. Als Folge der Klimaerwärmung haben zudem bereits die Kinder mit Haut- und Augenkrankheiten zu kämpfen, aber auch die Alten und die Tiere leiden an zahlreichen Krankheiten. Was also tun angesichts dieser Wahrheit? Sechs Monate lang begleiteten die brasilianischen Regisseure Marcos Negrão und André Rangel eine Gruppe von Himalaya-Nomaden auf der Suche nach Lösungen für ihre Probleme. In ihrem international mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „The Broken Moon“ erzählen die beiden Filmemacher von den dramatischen Veränderungen im Leben der Nomaden am Beispiel von Sonan Dorjay und dessen Sohn Konjok. Deren Leben und die jeweiligen Wünsche und Erwartungen sind exemplarisch für die Bewohner der zerklüfteten Mondlandschaft, die dieser unwirtlichen Gegend den Namen „Broken Moon“ gegeben haben.
Imposant, aber traurig
Für Außenstehende und im Film selbst wirkt die schroffe Bergwelt vor allem imposant. Marcos Negrão und André Rangel zeigen die Landschaft und das archaische Leben der Nomaden in einer beeindruckenden Bildsprache. Da wird aus dem Gesicht eines schlafenden Nomaden ein liegender Buddha, und aus übereinandergeschichteten Natursteinen ein fotogenes Postkartenidyll. Doch ein Überleben nach traditioneller Art ist dort kaum noch möglich. Rund achtzig Prozent der Nomaden sind bereits in die Städte gezogen und dort sesshaft geworden. Auch Konjok, Sonans Sohn, möchte möglichst bald in die Stadt ziehen. Er sieht für sich und seine Familie keine Perspektive mehr im kargen Gebirge. Doch für seinen Vater ist dies keine akzeptable Lösung, und so untersagt er auch Konjok den Umzug in die Stadt. Was ihnen vorläufig bleibt, ist der Rat des Orakels, einer dicken und bunt kostümierten Frau mit Schluckauf, die Götter zu ehren, denn dann würde sich der Wohlstand schon wieder einstellen. Und ihnen, wie auch den anderen Nomaden, bleibt der Segen des Urgain Rinpoche, der ihnen einen Besuch abstattet, nachdem Konjok ihm einen entsprechenden Bittbrief geschrieben hat. Doch wie lange mag dies vorhalten? Am Ende des Films sieht man Sonan, den Vater, wie er, in Ladakh an einer stark befahrenen Straße sitzend, Teppiche anbietet. Ein trauriger Anblick. Währenddessen befestigt sein Sohn Konjok bunte Gebetsfahnen rings um das Zelt in der Landschaft, die „Broken Moon“ heißt.
Infos
Die Film-DVD ist seit kurzem im Handel erhältlich. Internet: www.enigmafilmes.com.br/tbm/