Die Wechseljahre werden häufig noch immer wie ein Tabuthema behandelt, dabei betreffen sie uns alle irgendwann. Worauf man sich einstellen sollte, und wie man einen guten Umgang mit dieser Zeit der Veränderungen findet.
Die einen erwischt es härter als die anderen, aber wir werden alle davon betroffen sein, oder sind gerade mittendrin, oder haben sie schon hinter uns: die Wechseljahre. Und wie der Name schon sagt: Es sind JAHRE! Wann fangen sie an? Woran merkt frau das? Wie lange dauern sie? Und sind sie überhaupt jemals vorbei?
Veränderung ist die einzige Konstante im Leben. In dem Moment, in dem uns Veränderung ganz persönlich und tiefgreifend selbst betrifft, suchen wir nach guten Wegen, damit umzugehen. Und gerade zum Thema Wechseljahre gilt: Wir sind nicht allein! 2025 werden weltweit etwa eine Milliarde Frauen in den Wechseljahren sein. In Deutschland sind es zurzeit circa zehn Millionen.
Zum Glück entsteht in der Gesellschaft gerade eine neue Wahrnehmung der Wechseljahre, das Thema wird enttabuisiert und sichtbar gemacht. Frauen wie Dr. Sheila de Liz (Gynäkologin und Autorin von Woman on Fire), Miriam Stein (Autorin von Die gereizte Frau) und Susanne Liedtke (Gründerin von Nobody told me) haben viel für diese aktuelle Entwicklung getan. Also: Lasst uns über die Wechseljahre sprechen!
Die Wechseljahre der Frau
Die Wechseljahre beginnen, wenn die Eizellen in den Eierstöcken ein gewisses Alter erreicht haben und die Eierstöcke die Hormonproduktion langsam reduzieren, was bei manchen Frauen schon mit Mitte dreißig passiert. Das Resultat ist, dass irgendwann die Periode ausbleibt. Das Ausbleiben der Periode ist also nicht der Beginn der Wechseljahre, sondern es ist genau umgekehrt: Die Wechseljahre sind ein langsamer und schleichender Prozess, der viele Jahre andauert, und das Ausbleiben der Regel ist die Konsequenz der hormonellen Veränderung. Diese Phase läutet das Ende der fruchtbaren Jahre einer Frau ein und ist schon allein deshalb ein großer Einschnitt.
Es gibt genau genommen vier Phasen:
1 Prämenopause
kann bis zu zehn Jahre vor Aussetzen der Regel beginnen
2 Perimenopause
die Phase rund um das Ausbleiben der Regelblutung
3 Menopause
ab der letzten Regelblutung
4 Postmenopause
ab ein Jahr nach der letzten Regelblutung
Nicht alle Frauen leiden unter den Wechseljahren, und viele haben nur die ganz typischen Symptome, wie zum Beispiel Hitzewallungen. Ungefähr ein Drittel der Frauen durchlebt die Wechseljahre ohne große Probleme.
Wir sollten dringend mehr über die Wechseljahre lernen, darüber kommunizieren und das Thema genauso in die Mitte der Gesellschaft rücken wie die Pubertät, die einen ähnlich tiefen Einschnitt im Leben junger Frauen bedeutet wie die Wechseljahre später im Leben.
Hormone bestimmen das Leben von Frauen UND Männern
Als Frau kennen wir das: Unser gesamtes Leben ist von einem hormonellen Rhythmus geprägt. Je nachdem, wo in unserem Zyklus wir uns gerade befinden, fühlen wir uns entsprechend gut, weniger gut oder schlecht. Wir Frauen kennen den Zustand einer hormonellen Gleichförmigkeit gar nicht – ganz im Gegensatz zu Männern, die ab ihrer Pubertät hormonell mehr oder weniger stabil bleiben. Bis dann die Wechseljahre losgehen, und zwar auch bei den Männern.
Bei beiden Geschlechtern beginnt die hormonelle Umstellung mit ungefähr Mitte vierzig: die Menopause bei Frauen und die Andropause bei Männern. Dieser Prozess ist schleichend und zieht sich – ähnlich wie die Pubertät – über Jahre hin: Unsere hormonproduzierenden Drüsen reduzieren ihre Arbeit, und unser Hormonspiegel verändert sich, was nicht nur äußerlich für Konsequenzen sorgt, sondern auch emotional. Die Folge ist für Frauen, dass irgendwann die Periode ausbleibt und sie schließlich in der Menopause und dann in der Post-Menopause sind.
Für Männer bedeutet die Andropause zwar nicht den Verlust ihrer Fruchtbarkeit, wohl aber mentale und körperliche Veränderungen, die denen der Frauen ähnlich sind.
Durch die hormonellen Veränderungen nehmen wir leichter zu, unser Stoffwechsel verlangsamt sich, wir werden steifer, bauen Muskulatur schlechter auf, schlafen oft auch schlechter. Durch Schlafmangel wird unsere Nahrung schlechter in Muskulatur umgewandelt und stattdessen eher in Wasser und Fett im Körper eingelagert. Wenn wir darüber hinaus noch gestresst sind, entstehen überall in unseren Zellen Mikroentzündungen, die unter anderem Krebs auslösen können. Außerdem sorgt Schlafmangel dafür, dass wir uns langsamer und schlechter regenerieren, was wiederum zu mehr Stress im Leben führt. Und durch Gewichtszunahme steigt außerdem die Gefahr, einen Altersdiabetes zu entwickeln. Ganz zu schweigen vom inneren Bauchfett, das sich auf den Organen ablagert und dort die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
Außerdem beeinflusst viszerales Bauchfett hormonelle Prozesse im Körper und wirkt sich negativ auf unseren Fettstoffwechsel aus. Von Hitzewallungen und Schweißausbrüchen ganz zu schweigen.
Auch emotional tut sich einiges: Unsere sexuelle Lust lässt nach, wir werden „dünnhäutiger“, stressanfälliger, können uns schlechter konzentrieren.
Diese Begleiterscheinungen der Hormonumstellung betreffen Männer wie Frauen, mehr oder weniger stark. Und ich spreche hier davon, womit wir im Allgemeinen rechnen müssen.
SYMPTOME DES ÜBERGANGS:
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Durch die insgesamt nachlassende Hormonproduktion und den schwankenden Östrogenspiegel können in den Wechseljahren einige Probleme auftauchen, die später teilweise wieder nachlassen – siehe Kasten oben.
Es wird uns nicht alle in allen Punkten gleich heftig treffen, und natürlich gibt es auch Ausnahmen von der Regel. Bei Frauen kommt noch hinzu, dass das Sexualhormon Östrogen bisher dafür sorgte, die Bedürfnisse anderer vor ihre eigenen zu stellen, um so die Aufzucht des Nachwuchses sicherzustellen.
Wenn der Östrogenspiegel nachlässt, wird auch die Bereitschaft geringer, sich „aufzuopfern“. Frauen in den Wechseljahren erleben oft eine Art Wiedergeburt, wenn die Kinder in der Pubertät sind oder schon das Haus verlassen haben, und nicht wenige beginnen noch einmal von vorne, sei es im Beruf oder in der Partnerschaft.
In jedem Fall wird uns allen aber spätestens mit fünfzig klar, dass wir vermutlich mehr als die Hälfte unseres Lebens hinter uns haben. Die nächsten Jahre und Jahrzehnte finden unter neuen Voraussetzungen statt, und wir müssen uns mit der Frage auseinandersetzen, ob wir unser Leben neu gestalten wollen, oder ob es so bleiben darf, wie es ist. Wir haben nicht mehr unendlich viel Zeit, um „Fakten zu schaffen“. Daher häufen sich in diesem Alter radikale Entscheidungen, und es ist der perfekte Zeitpunkt, sich endlich konsequent um das eigene Wohlbefinden zu kümmern!
Zeit der Transformation und des Neubeginns
„Wechseljahre“ – dieses Wort wird immer leise ausgesprochen, oft auch hinter vorgehaltener Hand, als ob man sich dessen schämen müsste.
„Bist du schon in den Wechseljahren?“ – „Nein, meine Periode kommt noch regelmäßig.“
Diesen leicht verschämten Dialog führen Frauen, wenn überhaupt, nur wenn keine Männer dabei sind. Und viele Frauen sind unangenehm berührt, wenn andere Frauen mit diesem Thema offen und laut umgehen. Wechseljahre haben kein gutes Image und werden, was fast noch schlimmer ist, auch in der Wissenschaft und Forschung nicht mit der gebührenden Aufmerksamkeit bedacht, die wir Frauen eigentlich bräuchten und verdient hätten, denn die Hälfte der Menschheit ist irgendwann davon betroffen.
Aber weil es weder besonders sexy ist noch ein gesundheitliches Problem, das auch Männer betrifft, fällt es in der Regel medizinisch und gesellschaftlich hinten runter. Sowohl die medizinische Forschung als auch die Lehre waren lange fest in männlicher Hand, und somit lag der Fokus nicht auf den gesundheitlichen Themen oder Aspekten weiblicher Körper. Medikamente wurden an männlichen Tieren getestet, an männlichen Probanden eingesetzt und schließlich, nach der Zulassung, in der Dosierung für Frauen einfach herunterskaliert. Weniger Körpergewicht, niedrigere Dosierung. Dass der weibliche Hormonhaushalt einen großen Einfluss auf die Wirkung von Medikamenten haben kann, wurde bisher nicht berücksichtigt. Außerdem gibt es Erkrankungen, von denen Frauen viel häufiger betroffen sind als Männer, wie z.B. Alzheimer, der besonders nach den Wechseljahren auftritt. Hier wird ein Zusammenhang mit der weiblichen Hormonumstellung derzeit erforscht, denn eine genderbasierte medizinische Forschung und Behandlung entsteht gerade erst.
Die meisten Frauen erkennen erst mit Beginn der Wechseljahre, dass sie in einen neuen Lebensabschnitt wechseln: von der jungen Frau zur reifen Frau. Die Veränderungen sind unumkehrbar und betreffen unseren Körper genauso wie unsere innere Haltung zum Leben. Durch die gestiegene Lebenserwartung haben Frauen heute ungefähr genauso viele Jahre nach der Menopause wie vorher fruchtbare Jahre. Deswegen gilt es dieser zweiten Lebenshälfte mit mindestens der gleichen Aufmerksamkeit und Selbstfürsorge zu begegnen wie der ersten. Die Wechseljahre sind nämlich nicht nur das Ende der fruchtbaren Jahre, sondern oft auch der Anfang einer Zeit, in der Frauen unabhängiger und selbstbestimmter leben können.
In einer Gesellschaft, in der die Schönheit und der Wert einer Frau auf Sexyness, Fruchtbarkeit und Jungsein reduziert werden, ist es doppelt schwer, irgendwann zum „alten Eisen“ zu gehören oder sich zumindest so zu fühlen. Das Patriarchat hat uns Frauen da eine schwere Bürde mitgegeben: Viele Frauen setzen sich selbst stark unter Druck, um auch in oder nach den Wechseljahren immer noch möglichst jung auszusehen. Gegen jugendliches Aussehen ist zwar an sich nichts einzuwenden, wir sollten uns aber unbedingt fragen, ob dies die einzige Art ist, gut auszusehen, oder ob wir auch als ältere Frauen attraktiv und sexy sein können, ohne dabei möglichst faltenfrei zu sein. Und wir sollten uns fragen, ob der Aufwand, den wir eventuell dafür betreiben, gerechtfertigt ist, insbesondere wenn er nur der äußeren Erscheinung gilt.
Wir sollten uns unbedingt fragen, ob wir unser Aussehen als Wert ganz oben auf der Liste ansiedeln wollen, oder ob es nicht um ganz andere Werte gehen sollte, wie zum Beispiel um Unabhängigkeit, Selbstbestimmung, Lebensfreude, Beziehungen. Und auch die Vorteile unserer Lebenserfahrung dürfen wir mehr in den Vordergrund stellen: Gelassenheit, Zufriedenheit, Mentorship sind für uns und unsere Mitmenschen ein Geschenk.
Was wir tun können, um gutes Change-Management zu betreiben
Es ist nie zu spät, um anzufangen. Diese Stellschrauben sollten wir möglichst schon nutzen, bevor wir in die Wechseljahre kommen. Sie sind aber auch währenddessen und danach sehr wirkungsvoll:
- Bewegung
- Mindset
- Stressreduktion
- Ernährung
- Gesundheits-Checks
Die ersten drei Punkte können wir – natürlich – wunderbar durch regelmäßige Yogapraxis abdecken, mit der wir sowohl dem Muskulaturabbau als auch der Verkürzung der Muskeln und Sehnen sehr gut entgegenwirken können. Durch Meditation lernen wir unseren Geist kennen, wir üben Gelassenheit und lernen, mit den Herausforderungen des Alltags – und in diesem Zusammenhang mit den Herausforderungen der Wechseljahre – besser umzugehen.
Außerdem sorgen wir im Yoga für einen tiefen Atem und stimulieren unseren Vagusnerv, der wiederum Regeneration und Resilienz fördert.
Yoga ist die perfekte Begleitung auf allen Ebenen, wenn es um gutes Älterwerden geht!
Auf der Ernährungsebene gibt es die fünf „Feinde“, die wir weglassen sollten – damit ist schon eine ganze Menge erreicht:
- Alkohol
- Zucker
- weißes Mehl
- rotes Fleisch
- Kaffee
Wenn wir uns nach dieser Regel ernähren, müssen wir weder Diät halten noch uns komplett verbiegen. Wir können überall essen gehen, zu Gast sein und auch zu Hause superlecker kochen und dabei jede Menge aktive Gesundheitsvorsorge betreiben. Insbesondere bei Alkohol, Zucker und rotem Fleisch gibt es mutmaßlich einen Zusammenhang zu Krebserkrankungen, weswegen diese Punkte besonders wichtig sein könnten.
Gesundheits-Checks, wie zum Beispiel die regelmäßige Brustkrebs- oder Darmkrebsvorsorge, sollten wir unbedingt in Anspruch nehmen, da das Immunsystem mit zunehmendem Alter schwächer wird und manche Herausforderungen nicht mehr so gut angehen kann. Und je eher ein gesundheitliches Problem erkannt wird, desto besser kann man damit umgehen.
Die gute Nachricht zum Schluss:
Es ist nie zu spät, mit Change-Management zu beginnen, denn was wir heute tun oder lassen, macht uns zu der Version unserer selbst, die wir in der Zukunft sein werden. Wir können die Prozesse des Älterwerdens nicht aufhalten, aber wir können sie gestalten und so dafür sorgen, dass unsere Lebensqualität auch in Zeiten des Umbruchs hoch bleibt. Unser Wohlbefinden hängt von unserer inneren Einstellung ab – von der Fähigkeit, das anzunehmen, was wir nicht ändern können, und das anzugehen, was wir beeinflussen können.
Im Live-Programm von Elena Lustig und YogaMeHome erfährst du, wie du gesund, entspannt und kraftvoll durch deine Wechseljahre gehst. Mehr Infos und Anmeldung: www.yogamehome.org/wechseljahre Zum Weiterlesen: Bücher von Elena Lustig, erschienen im Theseus Verlag: Fotos: www.mariaschiffer.com |