Warum Sprache Magie ist und Worte mehr als leere Hüllen sind: das unerkannte Potenzial unseres alltäglichen KommunikationswerkzeugsIn Zeiten von SMS, What’s App und Facebook-Messenger wird Sprache oft auf ein paar achtlos eingetippte Kürzel reduziert. Wortschatz? Nicht so wichtig! Grammatik? Wozu? Rechtschreibung? Überbewertet! Und nicht nur die grammatikalischen und orthographischen Regeln werden vernachlässigt, auch die vielschichtige Bedeutung der Sprache für unser Leben wird zunehmend verkannt. Dabei ist Sprache für unser Dasein prägend. Überhaupt ist sie überaus spannend. Sprache ist ein Stück unserer Identität und somit zugleich auch eine Grundlage für Verschiedenheit. Sie ist ein Mittel der Kommunikation, aber manchmal – der biblische Turmbau zu Babel und seine Folgen lassen grüßen – auch eine Quelle der Frustration und der Entfremdung, nämlich oft dann, wenn man nicht die gleiche Sprache spricht. In einem gewissen Sinne schafft sie Dualität, denn Sprache ermöglicht Denkvorgänge und Meinungen.
Doch dies ist nur eine Dimension. Sprache ist auch etwas zutiefst Magisches. Durch sie geschieht die Benennung und damit gewissermaßer eine Verwirklichung der unsichtbaren Welt. Demnach sind Worte nicht bloß beliebige Hülsen, die als Stellvertreter dienen, sondern sie tragen die Kraft dessen, was sie bezeichnen, in sich. Wie sich diese Kraft allein durch das Wort entfalten kann, erlebt man z.B. in der Mantra-Rezitation. Überhaupt bringt uns die alte indische Tradition auf die Spuren jener Sprachmagie, die wir oft übersehen, wenn wir Sprache im Alltag gebrauchen. Die Veden sind voll davon, und im Allerhöchsten selbst, im Brahman, äußerst sich das Geheimnis der Sprache. Den meisten Yogis ist „Brahman“ als Name für das All-Eine ein Begriff, aber nur wenige wissen, dass dieser Terminus auch das Veda-Wort bezeichnet. „Brahman“, das heilige Wort, stammt von der Wurzel brh – „ausdehnen“, „wachsen“– und birgt die Essenz des Numinosen.
Wer mit den Forschungen von Masaru Emoto vertraut ist, hat einen Eindruck davon, wie sehr und wie unmittelbar Sprache wirken kann. Wenn die Stille, in die wir uns beim Yoga gern begeben, Shiva ist, der das Schöpferische erst ermöglicht, dann ist Sprache die Shakti, die kreiert.
Die Sprachphilosophie und das Erfahren der esoterischen Dimension von Sprache sind Felder, die voller Überraschungen stecken und in denen sich auch unsere Autoren auf Entdeckungsreise begeben haben. Eva und Henning Moog sprachen in Indien mit den Yogis Baba Rampuri und Vagi […]