Kaum eine Frage beschäftigt uns Menschen heute mehr als jene nach dem Glück. Was ist Glück? Wie können wir glücklich sein? Ist das überhaupt das Ziel unserer Existenz?
Glück ist Wohlbefinden, dessen man sich bewusst wird – Christophe André Seit einigen Jahren beschäftigt sich ein Zweig der Psychologie besonders intensiv mit dieser Frage. In der Positiven Psychologie geht es darum, herauszufinden, wie wir unser Wohlbefinden bewusst fördern können. Zahlreiche Bücher und Studien sind in den vergangenen Jahren von verschiedenen Glücksforschern erschienen. Was haben diese Menschen herausgefunden? Und wie können wir ihre Erkenntnisse in den Alltag umsetzen?
Ein Büchlein, das vor Kurzem im Scorpio-Verlag erschienen ist, versucht hier erste Impulse zu geben. Es fasst Texte verschiedener Experten zusammen und bietet erste konkrete Tipps für die Umsetzung von Positiver Psychologie in die Praxis. Die einzelnen Kapitel widmen sich verschiedenen Schwerpunkten. Nach einer ersten Begriffsklärung werden das persönliche Glück, das Glück in Beziehungen und die möglichen Auswirkungen neuerer Erkenntnisse auf unsere Arbeitswelt, das Erziehungs- und das Gesundheitswesen genauer betrachtet.
Wie aber können wir erste Schritte Richtung Glück gehen?
Das Buch gibt einige einfache Tipps, um eine Kostprobe zu erhalten. Wir verraten dir drei davon:
Übung 1: Demokratie & warme Dusche
Wir tendieren von Natur aus dazu, zu vergessen, was für ein Glück wir haben. Wählen macht uns weniger Freude, wenn wir in einer Demokratie leben, als wenn es unsere erste Wahl nach dem Ende einer Diktatur ist. Wenn man gewohnt ist, jeden Morgen warm zu duschen, dann bricht man deswegen nicht in Freudengesänge aus. Es sei denn, dass der Heizkessel lange kaputt war. Wenn es uns gut geht, wird das, was unser Glück ausmacht, banal, das Positive wird normal. Dann müssen wir unseren Scharfsinn reaktivieren und das Glücksempfinden von innen heraus durch eine Anstrengung unseres Bewusstseins aktivieren:
Gönn dir von Zeit zu Zeit einen Tag, an dem du das verborgene Glück bewusst wahrnimmst: Vom Morgen bis zum Abend halte die Augen offen für alle Quellen der Freude für die du vielleicht blind geworden bist. Wenn das anfangs schwierig erscheint, überlege dir: Wie würde es mir ergeben, wenn mir dies oder jenes weggenommen oder fehlen würde? Dann nimmt eine warme Dusche, zieh saubere Kleidung an, sing auf der Straße, beiß in einen frischen Apfel, triff Menschen, die du gerne hast, leg dich in dein bequemes Bett – und lass dies zur Quelle von Glück werden…
Übung 2: Teil der Lösung sein
Viele von uns träumen von einer Welt der Gemeinsamkeit, der vertrauensvollen Akzeptanz des Andersseins, der gegenseitigen Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit…. Frage dich von Zeit zu Zeit schonungslos:
Entspricht meine Art, in der Welt zu sein (wie ich meine Meinungsverschiedenheiten und Frustrationen ausdrücke, mit meinem Partner oder meinen Kindern spreche oder ihnen zuhöre, meine Entscheidungen treffe u.a.), dem Traum, wie ich mir die Welt wünsche? Bin ich Teil des Problems oder Teil der Lösung? Wer entscheidet in mir: mein verkrampftes Ego – das Angst hat, Recht haben will – oder mein sich entfaltendes Wesen, das in Beziehung treten, sich öffnen und kreativ sein will?
Übung 3: Das Positive bemerken
Achte auf die positiven Dinge in deiner Umgebung, auf die kleinen alltäglichen Erfolge der Menschen in deiner Nähe. Wenn du eine gute Nachricht hörst, nimm diese in aktiv-konstruktiver Weise auf:
Hör der Person, die dir von dem positiven Ereignis erzählst, aktiv und empathisch zu.
Bring auf authentische Art deine Freude und Begeisterung zum Ausdruck.
Stell kontruktive Fragen, z.B.: „Wie hast du dich dabei gefühlt?“
Erwähne das positive Ereignis bei einem Gespräch in naher Zukunft wieder, um die positiven Wirkungen des Ereignisses zeitlich ausdehnen.
Diese Haltung unterscheidet sich deutlich von einem destruktiven Verhalten (das die problematischen Seiten betonen würde) oder von Gleichgültigkeit.
Christophe André/Matthieu Ricard: Das Geheimnis einer glücklichen Seele – Positive Psychologie in der Praxis, Scorpio Verlag 2015