Die international bekannte Umwelt- und Sozialaktivistin Vandana Shiva sprach mit YOGA AKTUELL über neue Ansätze für den Umgang mit der Situation auf unserem Planeten und über den Mut, einen Schritt auf Gott zuzumachen und darauf zu vertrauen, dass er uns entgegenkommtDr. Vandana Shiva ist eine Frau mit vielen Facetten. Die indische Wissenschaftlerin, Philosophin, Autorin, Umweltschützerin und Sozialaktivistin ist nicht nur eine friedvolle Kriegerin für Gerechtigkeit, Frauenrechte, Nachhaltigkeit, biologische Vielfalt und Frieden, sondern eine Person mit innerer Macht, der es gelungen ist, den unsichtbaren Faden zwischen Herz und Verstand, zwischen Spiritualität und Wissenschaft zu ziehen. Auf dem „Uplift Festival“ in Byron Bay traf unsere Autorin Nina Schweser auf die Frau mit dem magischen Punkt auf der Stirn, der ihr eine tiefe Weisheit und einen unerschöpflichen Atem zu verleihen scheint.
YOGA AKTUELL: Was bedeutet für Sie ein Leben, das aus der Liebe gelebt wird?
Dr. Vandana Shiva: Es gibt zwei Wege, ein Leben der Liebe zu führen. Der erste beginnt bei einem selbst und bei der Welt im Inneren. Die Entwicklung besteht darin, sich von Konditionen und Programmierungen des Verstandes und des Unterbewusstseins zu befreien, die uns von der Essenz der Liebe, dem Sein, fernhalten. Der zweite Pfad führt über die Außenwelt und über die Art und Weise, wie wir mit dieser in Verbindung treten. Es geht darum, im Dienst zu leben, zu sich selbst, zu anderen, zur Natur, zum Planeten, zu jedem Lebewesen. Die Liebe im Inneren zu erfahren, nach außen zu strahlen und in Handlung umzusetzen, ist ein Prozess, der das Leben mit Liebe füllt.
Wie wichtig ist Mitgefühl in der Spiritualität, und was bedeutet Spiritualität für Sie?
Mitgefühl ist etwas Lebendiges, denn es ist die Kraft, die uns verbindet, die Gabe, einander zu spüren und für den anderen zu fühlen. Spiritualität ist sehr wichtig für mich, denn ich bin mit ihr groß geworden, aufgewachsen in Indien, einem zutiefst spirituellen Land, und in einem Elternhaus, das darauf bedacht war, uns, also mich und meine Geschwister, zu den besten Lehrern zu schicken. Jeder Guru der damaligen Zeit kam in unser Haus. Dieses Privileg war für mich die Initialzündung zur Handlung. Ich denke nicht, dass ein spirituell wacher Mensch auf unsere Welt, auf die Ungerechtigkeit und Zerstörung blicken kann und sagen kann […]